Rauschgift, Kybernetik und soziale Kontrolle
4. Juli 2007 •

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Die Computerspielindustrie hat allein in den USA einen Jahresumsatz von rund 9 Mrd. Dollar. Doch es steckt mehr dahinter als der Gedanke, Verfahrensweisen und Technolo­gien, die als „legitime“ Ausbildungshilfen für Militär, Poli­zei usw. entwickelt wurden, auch kommerziell anzuwen­den.

Um den Ursprung dieses Phänomens zu verstehen, muß man Jahrzehnte zurückgehen, bis zum Zweiten Weltkrieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit. Damals setzten sich Kreise um die Frankfurter Schule und das Londoner Tavistock-Institut das Ziel, die während des Krieges erprobten und verfeinerten Methoden der massenpsychologischen Manipulation systematisch einzusetzen, um das Verhalten der Bevölkerung der USA und anderer Industrienationen zu verändern und zu kontrollieren. Dabei konzentrierte man sich vorrangig auf die Kinder und die Zerstörung des tradi­tionellen Familienlebens.

Lord Bertrand Russell, einer der wichtigsten Betreiber die­ser geistigen Manipulation der breiten Bevölkerung, nahm dabei kein Blatt vor den Mund. In seinem 1951 erschiene­nen Buch Der Einfluß der Wissenschaft auf die Gesellschaft schrieb er:

„Physiologie und Psychologie legen den Grund für wissenschaftliche Methoden, die noch auf ihre Ent­wicklung warten. Zwei große Männer, Pawlow und Freud, haben die Grundlagen geschaffen. Die Auffassung, es gebe irgendeinen wesentlichen Konflikt zwischen den beiden, lasse ich nicht gelten — aber welche Struktur man auf ihren Grundlagen aufbauen wird, ist noch zweifelhaft. Meiner Meinung nach wird die Massenpsychologie von überragen­der politischer Bedeutung sein ... Ihre Bedeutung ist durch den Fortschritt der modernen Propagandamethoden erheb­lich gewachsen. Von diesen ist das, was man ,Erziehung’ nennt, das einflußreichste. Die Religion spielt eine Rolle, wenn auch eine abnehmende; die Presse, das Kino, und das Radio spielen eine wachsende Rolle ... Es ist zu hoffen, daß in einiger Zeit jeder jeden von allem überzeugen kann, wenn er sich den Patienten im jungen Alter greifen kann und vom Staat Geld und Ausrüstung erhält.“

Weiter heißt es dort:

„In dieser Frage wird man große Fortschritte machen, wenn sie von Wissenschaftlern in einer wissenschaftlichen Diktatur aufgegriffen wird... Die Sozialpsychologen der Zukunft werden über Schulklassen verfügen, an denen sie verschiedene Methoden ausprobie­ren, um die unverrückbare Überzeugung zu verankern, der Schnee sei schwarz.Man wird bald bei verschiedenen Erkenntnissen anlan­gen. Erstens, daß der Einfluß des Elternhauses hinderlich ist. Zweitens, daß man wenig erreichen kann, wenn die Indoktrination nicht vor dem zehnten Lebensjahr einsetzt. Drittens, daß in Musik gesetzte Verse, die oft wiederholt werden, sehr wirksam sind. Viertens, daß man die Mei­nung, der Schnee sei weiß, als morbiden Ausdruck einer exzentrischen Weltsicht hinstellen muß. Aber ich greife vorweg. Es bleibt den zukünftigen Wissenschaftlern vorbe­halten, diese Maximen zu präzisieren und zu entdecken, wieviel genau es pro Kopf kostet, Kinder glauben zu machen, daß Schnee schwarz sei, und wie viel weniger es kostet, sie glauben zu machen, er sei dunkelgrau.“

Abschließend schreibt er:

„Diese Wissenschaft wird zwar eifrig erforscht werden, sie wird aber strikt auf die regieren­de Klasse beschränkt sein. Der allgemeinen Bevölkerung wird es nicht erlaubt sein zu wissen, wie ihre Überzeugun­gen erzeugt wurden. Wenn die Technik perfektioniert wur­de, wird jede Regierung, die eine Generation lang für die Erziehung verantwortlich ist, in der Lage sein, ihre Unter­tanen sicher zu kontrollieren, ohne daß dazu Armeen oder Polizisten nötig sind.“

 

Russell und die „Todeskammer“

Russell hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits jahrzehntelang mit dem Gedanken einer wissenschaftlichen Diktatur aus­einandergesetzt. In seinem Buch The Scientific Outlook aus dem Jahr 1931 widmete er dem Thema „Erziehung in einer wissenschaftlichen Gesellschaft“ ein ganzes Kapitel der unterschiedlichen Erziehung „gewöhnlicher Menschen“ und Kindern der künftigen „Herrenschicht“:

„Von den gewöhnlichen Menschen wird man erwarten, daß sie füg­sam, fleißig, pünktlich, geistig weniger interessiert und zufrieden sind. Von diesen Eigenschaften wird die Zufrie­denheit wahrscheinlich als die wichtigste gelten. Um sie hervorzurufen, wird man sämtliche Forschungen der Psy­choanalyse, des Behaviorismus und der Biochemie heran­ziehen.“

Für die Kinder, die auserwählt sind, der wissenschaftli­chen Herrenschicht anzugehören, sollte die Erziehung ganz anders aussehen:

„Mit der einen Ausnahme der Loya­lität gegenüber dem Weltstaat und ihrer eigenen Ordnung wird man die Mitglieder der herrschenden Klasse ermuti­gen, abenteuerlustig zu sein und viel Initiative zu zeigen. Man wird erkennen, daß es ihre Aufgabe ist, die wissen­schaftlichen Methoden zu verbessern und die untergeord­neten Arbeiter mit dem Mittel immer wieder neuer Verg­nügungen zufriedenzustellen.“

Allerdings fügt Russell an dieser Stelle einen starken Vor­behalt hinzu:

„In den seltenen Fällen, in denen ein Junge oder Mädchen nach dem Zeitpunkt, an dem normalerwei­se der gesellschaftliche Status festgelegt wird, so merkliche Fähigkeiten aufweist, daß das Kind intellektuell mit den Herrschern gleichsteht, wird eine schwierige Situation ent­stehen, die ernsthafte Überlegung erfordert. Wenn der betreffende Jugendliche bereit ist, mit seinen früheren Gefährten zu brechen und sich von ganzem Herzen mit den Herrschenden zusammenzutun, könnte man ihn nach angemessenen Tests befördern, aber wenn er bedauerli­cherweise irgendeine Solidarität mit seinen früheren Gefährten zeigt, werden die Herrschenden widerstrebend zu dem Schluß kommen, daß man mit ihm nicht anders verfahren kann, als ihn in die Todeskammer zu schicken, bevor seine undisziplinierte Intelligenz Zeit hatte, Revolten zu schüren. Dies wird für die Herrschenden eine schmerzli­che Pflicht sein, aber ich denke, sie werden sich ihr nicht entziehen.“

Huxleys „Diktatur ohne Tränen“

Nicht weniger offen als Russell mit seiner Beschreibung einer „wissenschaftlichen Diktatur“ war Aldous Huxley, der Verfasser des utopischen Romans Schöne neue Welt, in einem Vortrag im Radiosender des amerikanischen Außen­ministeriums Voice of America im Jahr 1961. Er beschrieb darin eine Welt von drogensüchtigen Sklaven, die in „einem geistigen Konzentrationslager“ leben, das durch Propaganda und bewußtseinsverändernde Drogen versüßt ist, und die lernen, „ihre Versklavung zu lieben“ und allen Widerstandswillen aufzugeben.

In der Medizinischen Hochschule Kaliforniens in San Francisco verkündete Huxley:

„Etwa in der kommenden Generation wird es eine pharmakologische Methode geben, Menschen ihre Sklaverei lieben zu machen und sozusagen eine Diktatur ohne Tränen zu schaffen. Es ent­stünde eine Art leidensfreies Konzentrationslager für ganze Gesellschaften, so daß die Menschen zwar faktisch alle ihre Freiheiten einbüßen, aber Vergnügen daran haben, weil man sie durch Propaganda, Gehirnwäsche oder eine durch pharmakologische Methoden verbesserte Gehirnwäsche von jeglichem Wunsch nach Rebellion ablenkt. Das wäre wohl die endgültige Revolution.“

Huxley arbeitete bei den Rauschgiftexperimenten der 50er Jahre mit Dr. Timothy Leary von der Psychologischen Fakultät der Universität Harvard, dem bekannten LSD-Guru, zusammen. In dem Buch Flashback, gibt Leary einen autobiographischen Bericht über das „Projekt Bewußtseins­verändernde Drogen“ in Harvard.

Gleichzeitig lief ein anderes Projekt an, das Mörderspiele wie Doom, Quake und Duke Nukem bescherte.

 

Die Kybernetik-Gruppe

Eine der Lügen, die (u.a. über Erich Fromms Schrift Die Ana­tomie der menschlichen Destruktivität) verbreitet wurden, war die Vorstellung, die Drogen-Rock-Sex-Gegenkultur sei das „Gegengift“ zur kybernetischen, technotronischen, „nekro­philen“ (wie Fromm sie nannte) Gesellschaft. Tatsächlich aber haben die Frankfurter Schule und ihre engsten Ver­bündeten aus der britischen Oligarchie um Russell, H.G. Wells und Huxley beides geschaffen: das Kybernetik-Projekt und die Gegenkultur der 60er Jahre.

Tatsächlich war die von der Josiah-Macy-Stiftung finan­zierte Kybernetik-Gruppe sogar das Dach, unter dem die CIA und der britische Geheimdienst ihre Massenexperi­mente mit bewußtseinsverändernden psychedelischen Drogen wie LSD-25 durchführten, die in San Francisco, New York und schließlich auf alle amerikanischen Univer­sitäten ausgeweitet wurden und zwischen 1966-72 den „Wertewandel“ der Gegenkultur hervorriefen.

Die Kybernetik-Gruppe — die Beteiligten nannten es das „Mensch-Maschine-Projekt“ — wurde inoffiziell im Mai 1942 auf einer Konferenz in New York ins Leben gerufen, die der medizinische Direktor der Josiah-Macy-Stiftung, Frank Fremont-Smith organisierte. Teilnehmer dieses „Cerebral Inhibition Meeting“ waren u.a. Warren McCulloch, Arturo Rosenblueth, Gregory Bateson, Marga­ret Mead und Lawrence Frank. Rosenblueth, ein Protegé Norbert Wieners, umriß damals den breiteren Rahmen des geplanten Projekts, wobei er für Wiener und John von Neu­mann sprach. Er schlug vor, daß eine Arbeitsgruppe aus Ingenieuren, Biologen, Neurologen, Anthropologen und Psychologen Experimente zur sozialen Kontrolle entwerfen sollte, die von der absurden Annahme ausgingen, der menschliche Geist sei nichts anderes als eine komplexe Input-Output-Maschine, und das menschliche Verhalten sei auf individueller wie auf gesellschaftlicher Ebene „pro­grammierbar“.

Der Zweite Weltkrieg verzögerte die Verwirklichung die­ses Vorhabens um vier Jahre. Doch kurz nach der japani­schen Kapitulation bat McCulloch Fremont-Smith, ein zweites, offiziell von der Macy-Stiftung veranstaltetes Tref­fen einzuberufen. Es fand vom 8.-9. März 1946 in New York statt und hatte den Titel „Treffen über Feedback-Mechanis-men und kreisförmige Kausalsysteme in Biologie und Sozialwissenschaften“. Darauf folgten jahrelange For­schungsarbeiten, und bis 1953 wurden insgesamt zehn größere Konferenzen veranstaltet.

Mit diesem Treffen vom März 1946 begann der Vorstoß, eine völlig gesteuerte Gesellschaft aufzubauen, die auf der Verschmelzung von Mensch und Maschine beruhen sollte. Eine Kerngruppe von 20 Personen bildete eine Arbeitsgrup­pe zur Durchführung dieser „Mission“ und setzte mit der Zeit zahlreiche Einrichtungen in die Welt, wo die Arbeit bis zum heutigen Tag fortgesetzt wird. Ein Jahr nach der Grün­dungsveranstaltung des Macy-Projekts prägte Wiener als Be­zeichnung dieser Anstrengungen den Begriff „Kybernetik“.

Wer waren nun diese „Dr. Jekylls“, die sich auf dieser Konferenz versammelten?

Warren McCulloch war der Titular-Vorsitzende aller zehn Konferenzen. Zur Zeit des ersten Treffens war er Pro­fessor für Psychiatrie und Physiologie an der Universität von Illinois, wechselte aber bald in das Elektronik-For-schungslaboratorium des Massachusetts Institute of Tech­nology (MIT).

Walter Pitts, ein Protegé von McCulloch, arbeitete eben­falls zunächst an der Universität von Illinois, später am MIT.

Der Anthropologe und damalige Lebensgefährte von Margaret Mead Gregory Bateson wurde wenig später zum Forschungsdirektor an das Veteranen-Krankenhaus in Palo Alto in Kalifornien berufen, wo er eine entscheidende Rol­le bei dem Drogenprojekt MK-Ultra und anderen geheimen Regierungsexperimenten mit bewußtseinsverändernden Drogen spielte.

Margaret Mead, damals stellv. Kuratorin für Ethnologie des Amerikanischen Museums für Naturgeschichte in New York war die „Muttergottheit“ der Kybernetik-Gruppe.

Kurt Lewin war der Gründer des Forschungszentrums für Gruppendynamik am MIT und ein führender Verfechter der Frankfurter Schule.

Paul Lazarsfeld, Direktor des Büros für Angewandte Sozialforschung an der New Yorker Columbia-Universität, hatte während des Krieges das Radioforschungslabor der Universität Princeton geleitet und war dort ein Mentor Theodor Adornos.

An den Tagungen der Kybernetik-Gruppe nahmen zahl­reiche illustre Gäste teil, so der Leiter der Frankfurter Schu­le Max Horkheimer, der mit der Kybernetik-Gruppe zusammenarbeitete, während er die Studie über „Vorurtei­le“ leitete.

Dr. Harold Abramson, ein führender Wissenschaftler der geheimen LSD-Experimente der CIA, organisierte mit dem Forschungsdirektor der Macy-Stiftung Fremont-Smith mehrere Folgekonferenzen und versorgte ihn mit LSD-25 zum persönlichen Gebrauch.

Die Macy-Stiftung verschaffte auch dem britischen „Sozialingenieur“ Dr. William Sargant Geld und Publi­zität. Dessen 1957 erschienenes Buch Der Kampf um den Geist war praktisch ein Handbuch zur Massengehirnwä­sche. Sargant verbrachte 20 Jahre in den USA und arbeitete am MK-Ultra-Projekt mit. Ein besonders übles Projekt der Kybernetik-Gruppe war die „Weltföderation für geistige Gesundheit“ (WFMH), deren erster Präsident Brigadegene­ral John Rawling Rees war, der Leiter des Tavistock-Insti-tuts, Englands wichtigstem Zentrum für psychologische Kriegführung.

Computer und Künstliche Intelligenz

Für John von Neumann und Norbert Wiener stand im Mit­telpunkt des Kybernetik-Projekts das Ziel, Computer zu entwickeln und Hochgeschwindigkeitscomputer mit sog. „Künstlicher Intelligenz“ (KI) zu verbinden, um die Menschheit buchstäblich zu „programmieren“. Dem lag die unerschütterliche Überzeugung zugrunde — so grotesk sie auch ist —, der menschliche Geist sei nur eine Maschi­ne, deren Funktionsweise von Computern kopiert und schließlich übertroffen werden könne.

Der Präsident des MIT Dr. Jerome Wiesner, dessen Insti­tut praktisch zur zweiten Heimat der Kybernetik-Gruppe wurde, nahm ebenfalls an mehreren Sitzungen der Macy-Stiftung teil. Einer der wichtigsten Propagandisten der Gegenkultur, Stewart Brand, veröffentlichte 1987 in seinem Buch Das Medien-Labor: Die Erfindung der Zukunft beim MIT ein Interview mit Wiesner, worin dessen Menschenbild deutlich zum Ausdruck kommt:

„Ich bin nicht so arrogant zu denken, wir könnten kurz­fristig wirklich denkende Maschinen entwickeln. Aber Ner­vensignale bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 300 Meter pro Sekunde. Elektrische Signale bewegen sich mit ... 300 Millionen Meter pro Sekunde. Die Komponenten, die wir entwickeln, sind also wesentlich verläßlicher als Neuronen... Dieser höhere Grad an Verläßlichkeit der Komponenten und die sehr viel höhere Impulsgeschwindigkeit bedeuten meiner Ansicht nach, daß man Maschinen bauen könnte, die um vieles besser funktionieren als das Gehirn, wenn man nur wüßte, wie.“

Brand fragt nach: „Sie erwarten das?“ Wiesner antwortet: „Ja, wenn auch nicht notwendigerweise noch zu meinen Lebzeiten. Niemand hat bisher einen vernünftigen Grund angegeben, warum es nicht möglich sein sollte. Man hat alle möglichen verrückten Argumente wie: ,Ein Computer hat keine Seele.’ Woher wissen wir, daß er nicht eine Seele haben wird wie wir? Schließlich wird er von Menschen pro­grammiert sein. Identitätsfragen halte ich nicht für beson­ders interessant.“

Dr. Wiesner beteiligte sich nicht nur an den Arbeiten der Kybernetik-Gruppe der Macy-Stiftung. 1952 übernahm er die Direktorenstelle des Forschungslabors Elektronik (RLE) im MIT, wo schon Wiener, McCulloch und Pitts waren. Bald darauf entstand als Ableger des RLE das Labor für Künstliche Intelligenz, wo Dr. Seymour Papert und Marvin Minsky sich mit Programmierung menschlichen Verhal­tens und menschlicher Interaktion beschäftigten.

In den 80er Jahren schuf das MIT auch das Media Lab als einen weiteren direkten Abkömmling der Kybernetik-Grup-pe der 40er und 50er Jahre. Hier arbeiteten „Sozialinge­nieure“ Hand in Hand mit Ingenieuren und Maschinen­bauern, die Hochgeschwindigkeitscomputer, graphische Computersysteme, Holographien und die erste Generation von Computersimulatoren entwickelten. Ein Großteil der Arbeit am MIT und in den Laboratorien für Künstliche Intelligenz an der Universität Stanford in Palo Alto wurde von der Abteilung Fortgeschrittene Rüstungsforschungs­vorhaben (DARPA) im amerikanischen Verteidigungsmini­sterium finanziert.

LSD-Freaks treffen sich mit Cyber-Hackern

1974 veröffentlichte der Chefpropagandist der Drogenre­volution und der Computerrevolution, Stewart Brand, unter dem Titel Zu den Grenzen der Kybernetik eine Samm­lung seiner früher veröffentlichten Essays; zwei davon sind Interviews mit Gregory Bateson, einem der Architekten der psychedelischen Revolution in Amerika vom MK-Ultra-Pro-jekt. Bateson gehörte zu der Handvoll der einflußreichsten Mitglieder der Kybernetik-Gruppe. Ein anderer, längerer Essay Fanatisches Leben und symbolischer Tod unter Compu­terfanatikern wurde zuerst im Dezember 1972 in dem führenden Gegenkulturmagazin Rolling Stone veröffent­licht.

Darin heißt es zu Beginn: „Ob wir bereit sind oder nicht

— Computer kommen zu den Menschen. Das ist die guteNachricht, vielleicht die beste seit der Bewußtseinserweite­rung.“ Brand weiter: „Es geht weit vorbei an der Schule der liberalen Kritik ,Computer: Gefahr oder Bedrohung?’ und liegt überraschenderweise auf einer Linie mit den romanti­schen Fantasien solcher Urväter der Wissenschaft wie Nor­bert Wiener, Warren McCulloch, J.C.R. Licklider, John von Neumann und Vannevar Bush. Der Trend verdankt seine Gesundheit einer merkwürdigen Mischung von Einflüssen: der jugendlichen Leidenschaft und festen Anti-Establish-ment-Einstellung der Freaks, die die Computerwissenschaft entwerfen; ein erstaunlich aufgeklärtes Forschungspro­gramm aus der obersten Etage des Verteidigungsministe­riums; ein unerwartetes Flankenmanöver der Hersteller von Miniatur-Rechenmaschinen auf den Märkten; und ein nicht zu unterdrückendes mitternächtliches Phänomen namens Spacewar.“

Dann beschreibt Brand Spacewar (Weltraumkrieg), viel­leicht das erste Computerkriegsspiel überhaupt: „Zu jeder Nachtstunde (d.h. außerhalb der Arbeitszeit) verlassen Hunderte von Computertechnikern ihre Körper, projizie­ren ihn auf Kathodenstrahlen-Bildschirme und verstricken sich stundenlang in Weltraumkämpfe auf Leben und Tod, ruinieren ihre Augen, tippen sich an den Kontrolltasten hektisch ihre Finger wund, töten voller Freude ihre Freun­de und verschwenden die wertvolle Computerzeit ihrer Arbeitgeber.“ Das hört sich wie eine mildere Version der heutigen Sex- und Gewaltcomputerspiele an — und das ist es auch.

Als das amerikanische Raumfahrtprogramm ab 1963 vom militärischen Bereich in die NASA überführt wurde, über­zeugte J.C.R. Licklider seinen Chef in der Pentagon-For-schungsabteilung ARPA (später DARPA), einen Teil der Mit­tel der Behörde in die Computerforschung zu investieren. Damals war das amerikanische Verteidigungsministerium der größte Computeranwender der Welt. Licklider wurde zum Direktor der ARPA-Unterabteilung IPTO „Amt für Techniken zur Informationsverarbeitung“ ernannt und gab im Laufe der nächsten Jahre Millionen Dollars für For­schungszentren in den Bereichen Computer und Künstli­che Intelligenz aus.

Bis 1969 das Manfield-Amendment (ein Verfassungszu­satz) dem Pentagon inhaltliche Beschränkungen bei der Vergabe seiner Forschungs- und Entwicklungsgelder aufer­legte, gab es praktisch keine Einschränkungen dafür, wel­che Forschungsvorhaben das IPTO finanzieren durfte. So steckte man Milliarden Dollars in die frühe Entwicklung von Computernetzwerken, Computergraphik, „virtuelle Realität“, Simulationen und andere Schlüsselbereiche, die heute die Computerspielindustrie mit einem Umsatz von bis zu elf Milliarden Dollar ausmachen. Das Media Lab am MIT und das Labor für Künstliche Intelligenz an der Uni­versität Stanford gehörten zu den Einrichtungen, die großzügig mit diesen Gelder gefördert wurden und deren Forschungsarbeiten sowohl dem Ausbildungsprogrammen des Pentagon als auch der sich immer rascher entwickeln­den Computerspieleindustrie zugute kamen.

In seinem Buch Über das Töten berichtet Oberstleutnant David Grossman, wie die Experten für soziale Manipulati­on, die für die Ausbildungsprogramme zur Überwindung der Tötungshemmung bei Soldaten verantwortlich waren, mit dem Auftauchen der Hochgeschwindigkeitscomputer eine unübertreffliche Technik für verhaltensverändernde Maßnahmen nach dem Reiz-Reaktionsschema an die Hand bekamen. Die immer realistischere Computergra­phik und die fortgeschrittenen Arbeiten zu neurologi­schen Prozessen — allesamt Kennzeichen des kyberneti­schen „Mensch-Maschine-Projektes“ — verwandelten das amerikanische Militär in eine Streitmacht programmierter Killer und waren für die Bewußtseinsmanipulatoren die „optimale“ Waffe zum Großangriff auf die Kinder von heute.





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