9. Transaqua für den Tschad-See
21. Oktober 2010

[Die infrastrukturelle Entwicklung Afrikas ist nicht nur eine große technische Herausforderung: sie wird erst zeigen ob die Menschheit moralisch überlebensfähig ist. Afrika sollte dabei natürlich nicht jeden Schritt der letzten 150 Jahre Industrialisierung noch einmal gehen müssen, sondern sofort zu den modernsten Technologien Zugang haben, die menschliches Genie, Fleiß und Ingenieurkunst uns bis heute errungen haben.

JACQUES CHEMINADE: Der Tschad-See befindet sich mitten in Afrika und grenzt an Kamerun, Niger, Nigeria und natürlich den Tschad. Das Sammelgebiet für den Tschad-See erstreckt östlich bis zum Sudan und bis nach Algerien im Norden. 1964 betrug die Fläche des Tschad-Sees 25.000 qkm. Heute sind es nur noch zwischen zwei und 2.500 qkm und das ist ein schlimmes Problem, denn der See ist nicht sehr tief: gerade mal einen bis 8 Meter. Da er in tropischem Gebiet ist, und da bei tropischem viel Wasser verdunstet, wird, wenn nichts unternommen wird, der Tschad-See schon bis 2020 oder 2025 völlig verdunstet sein.

Ein Plan den wir beim Schiller-Institut entwickelt haben ist, Wasser vom Ubangi durch den Chari und den Logone in den Tschadsee zu führen. Das Wasser soll von ausserhalb des Ubangi direkt in das Kongo-Sammelgebiet geleitet werden. Damit der Wasserstand von 1964 wieder erreicht wird, brauchen wir eine zusätzliche Wassermenge von 35 bis 40 Billionen Kubikmeter zu den gegenwärtigen 15 Billionen.

Das Transaqua-Projekt sieht vor, 100 Billionen Kubikmeter Wasser pro Jahr vom östlichen Gebiet einzufangen - das Doppelte vom vorigen Plan. Das wird durch einen Kanal vom Kivu bis zum Tschad möglich, der insgesamt ungefähr 2.400 Kilometer lang sein wird. Der Kanal soll für den Güterverkehr schiffbar gemacht werden. Dann müssen viele Bäume und viel grossblättriges Grün angepflanzt werden, damit das Wettersystem verwandelt wird. So wird der Mensch, wie beim NAWAPA-Projekt in den USA, zum Ingenieur der Biosphäre.


Artikel: Das Transaqua-Projekt: Beginn einer Wiedergeburt Afrikas