Chinesische Herausforderung: Europa braucht endlich moderne Infrastruktur!
29. Dezember 2017 • 20:06 Uhr

[Mit dem im Programm der Neuen ÖVP-FPÖ-Regierung erklärten Bekenntnis zum aktiven Mitwirken am Ausbau der Neuen Seidenstraße macht Österreich einen großen Schritt in eine konstruktive Richtung. Aus den Eurokraten-Palästen in Brüssel kommt aber nach wie vor Propaganda gegen Chinas angebliche Strategie, Ost- und Südosteuropa “aufzurollen” und von Westeuropa abzuspalten.

Diesem Unsinn hat nun Johann Strobl, Chef der Wiener Raiffeisenbank International, im Interview mit der Jahresendausgabe des Handelsblatts entschieden widersprochen: Das chinesische Engagement sei “eine gute Nachricht. Finanzmittel von außen, die nach Osteuropa fließen, verbessern das wirtschaftliche Potential der Region. Als eine auf Osteuropa spezialisierte Bank profitieren wir davon.”

Ob China außer den wirtschaftlichen Interessen nicht doch politische Hintergedanken habe, fragte das Handelsblatt nach. Strobl: “Ich erkenne nicht, daß die Europäische Union wirklich auseinanderdriftet oder China einen schädlichen Einfluß nehmen würde. Die EU muß sich einfach ihren Herausforderungen stellen und konstruktive Lösungen finden, mit der sich Meinungsverschiedenheiten überbrücken lassen.”

Konstruktive Lösungen finden – damit tut sich Europa, vor allem die Bürokratie in Brüssel extrem schwer. Zum Beispiel in der Modernisierung und im Ausbau der Verkehrsinfrastruktur hinken die Europäer weit hinter den Chinesen hinterher. Darauf wies jetzt Alexander Freil, Geschäftsführer der China-Niederlassung der Far Eastern Landbridge, im Interview mit dem Magazin “Trend” des österreichischen Fernsehens hin. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Gütertransporte mit der Transsibirischen Eisenbahn, die hohe Zuwachsraten bei der Bahnfracht aufweist und in den letzten drei Jahren ihr Transportvolumen zwischen China und Europa um 140 Prozent gesteigert hat. Der Hauptgrund hierfür, so Freil, seien Chinas enorme Investitionen in die neue Seidenstraße: Die Eisenbahninfrastruktur in China sei beeindruckend, so seien Güterzüge hier im Schnitt mit 120 Stundenkilometer unterwegs, in Europa schaffen sie nur 80 km/h. Zusätzlich käme es gerade auf den europäischen Strecken immer wieder zu Wartezeiten für die Züge, weil einzelne Gleisabschnitte renoviert oder gesperrt werden müssen.

Europa habe den Infrastrukturausbau jahrelang verschleppt, kritisiert Freil: „Die Volumen, die aus China Richtung Europa laufen, verursachen zwar einen großen Druck, aber ob der auch zu mehr Investitionen führen wird ist unklar.“ Immerhin hat sich die neue österreichische Regierung verpflichtet, die übrigen EU-Regierungen und die Kommission in Brüssel für eine Zusammenarbeit mit China beim Ausbau der Neuen Seidenstraße zu gewinnen und von den Vorteilen zu überzeugen, die darin gerade für die Europäer liegen.