Das Imperium bröckelt! Die Zukunft der europäischen Nationen vom Atlantik bis zum chinesischen Meer!

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Von Helga Zepp-LaRouche

Die erdrutschartigen Erfolge der EU-Gegner in Frankreich, Großbritannien, Griechenland, Irland, und beachtliche Erfolge in Dänemark, Italien, Ungarn, Österreich und Polen, bedeuten eine Zäsur: den Anfang vom Ende des EU-Imperiums. Sie präsentieren der Brüsseler Bürokratie zugleich die Rechnung für das gescheiterte Experiment der europäischen Währungsunion und die Verletzung der Menschenrechte in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal durch die Sparpolitik der Troika und der französischen Regierung für das Brüssel-inspirierte Sparprogramm. Das nachfolgende Geschachere um die Besetzung des Amtes des EU-Kommissionspräsidenten illustrierte die Krankheit, die diese EU befallen hat: Der Spaltpilz breitet sich aus.

In vielen Hauptstädten der Welt wird gerätselt, wie es um die Zukunft der EU bestellt ist und welchen Einfluß diese Revolte auf die strategische Lage insgesamt haben wird. Und hier scheiden sich die Geister. Für diejenigen innerhalb und außerhalb der EU, die der Brüsseler Propaganda geglaubt haben, daß die EU der Garant für den Frieden nach innen und außen sei, der zudem die Interessen Europas gegenüber anderen Blöcken in der Welt verteidigen und deshalb Vorteile für alle bringen würde, ist dieses Wahlergebnis die notwendige kalte Dusche, die sie hoffentlich die Realität besser erkennen läßt.

Für diejenigen hingegen, die in der EU seit Maastricht ein sich immer weiter ausdehnendes Imperium gesehen haben, das sich gemeinsam mit der Ostausweitung der NATO immer weiter an der Einkreisungsstrategie gegenüber Rußland beteiligt hat und das sich immer mehr zu einem Monstrum entwickelt hat, das ausschließlich die Interessen der Banken auf Kosten des Gemeinwohls seiner Bürger vertritt, zwischen denen inzwischen die Schere zwischen reich und arm unerträglich weit geworden ist - für diejenigen ist das Wahlergebnis eine sehr positive Entwicklung.

Kein denkender Mensch kann heute mehr daran zweifeln, daß es hundert Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs von 1914 nicht nur Parallelen dazu gibt, sondern daß die Gesamtweltlage angesichts eines thermonuklearen Waffenarsenals, das ausreicht, um die Menschheit ein paar Dutzendmal auszulöschen, und angesichts der Konsequenzen, die ein Bürgerkrieg in der Ukraine haben könnte, viel gefährlicher ist, weil die Menschheit in einem Dritten Weltkrieg aufhören könnte zu existieren.

Ungeachtet der von politischen Denkfabriken und Massenmedien verbreiteten Lesarten, den sogenannten „narratives“, geht die Kriegsgefahr nicht von Putin und auch nicht von China aus. Sie ist ausschließlich das Resultat einer ganzen Reihe von Intentionen und Fehlern des Westens: 1. Rußland nach dem Kollaps der Sowjetunion nicht in neue Allianzen und Bündnisse mit einzubeziehen, 2. den gebrochenen Versprechen gegenüber Rußland nach dem Kollaps der Sowjetunion, die NATO nicht bis an die Grenzen Rußlands auszuweiten, 3. mit dem EU-Assoziierungsabkommen für die Ukraine ein Ultimatum zu verbinden, das in der Konsequenz Rußland unverteidigbar gemacht hätte und die Ukraine angesichts ihrer inneren Komposition zerreißen mußte, 4. mit der Politik des Regimewechsels um jeden Preis in Kauf zu nehmen, daß neben der Langzeitfinanzierung von 2200 NGOs in der Ukraine ein bekanntes Nazi-Frankenstein-Monster entfesselt wurde, und 5. dann die unglaubliche Unverfrorenheit zu besitzen, dessen Greueltaten wie z.B. in Odessa zu vertuschen und gleichzeitig Demokratie und Menschenrechte zu predigen.

Fakt ist, die Bevölkerungen in den europäischen Nationen glauben diesen „Narrativen“ nicht. Das letzte Mal, als es eine vergleichbare Diskrepanz gab zwischen dem, was die offizielle Partei- und Medienlinie vorgab, und was die Bevölkerung dachte, war etwa im Oktober 1989 in der DDR. Die Menschen in Europa haben zweimal einen Weltkrieg auf ihrem Territorium im 20. Jahrhundert erlebt, und auch wenn sie nicht alle Fakten und Hintergründe kennen, erkennen sie die Dämonisierung Putins als Kriegshetze und stimmen folglich gegen die Parteien, die sie betreiben.

Der zweite Hauptgrund für das Wahlergebnis liegt natürlich in der Natur dessen, was aus der EU durch den Prozeß von Maastricht bis Lissabon geworden ist - nämlich eine supranationale Diktatur im Interesse der Banken und Spekulanten. Anstatt die historische Chance des Falls der Mauer 1989, was eine potentielle Sternstunde der Menschheit hätte werden können, zu nutzen, um eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert zu errichten, setzte die gleiche Geopolitik ein, die schon für die Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges charakteristisch war. Deutschland wurde gezwungen, als Preis für die Wiedervereinigung die Souveränität über die eigene Währung, die D-Mark, aufzugeben, gegen besseres Wissen der europäischen Währungsunion zuzustimmen und sich in das Korsett der EU des Maastrichter Vertrages zwängen zu lassen. Mit der Einführung des Euro wurde die Eurozone und implizit die ganze EU zur regionalen Repräsentanz des Systems der „Globalisierung“, was nur ein Synonym für das auf der Basis der anglo-amerikanischen Sonderbeziehung basierende Welt-Imperium ist.

Die EU des Lissaboner Vertrages, den oligarchische Kreise schnellstmöglich durch einen europäischen Staat ablösen möchten, ist nichts weiter als eine Neuauflage der Imperien, die in Europa seit Jahrtausenden regierten: des von Thukidides beschriebenen griechischen Empires, durch das das antike Griechenland unterging, des Römischen Reiches, des Venezianischen Imperiums, des holländisch-englischen Empires und schließlich des Britischen Empires, das keineswegs untergegangen ist, sondern in der besagten Form der Globalisierung fortexistiert. Es liegt eine tiefere Wahrheit in der Sage, daß sich der die Menschen hassende Gott des Olymps, Zeus, in einen Stier verwandelte, um Europa zu verführen. Wenn man den Hauptkonflikt der europäischen Geschichte der letzten dreitausend Jahre vom Standpunkt der griechischen Mythologie beschreibt, dann bestand dieser zwischen dem oligarchischen System des Zeus und dem progressiven System des Prometheus, der den Menschen das Feuer und damit den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt brachte, und vom Standpunkt des Christentums findet dieser Konflikt seine Entsprechung in dem Gegensatz zwischen Satan und der Güte Gottes. Das Europa der EU von heute ist zweifellos den Verlockungen des Zeus erlegen, und wie soll man das System der Globalisierung charakterisieren, wenn es den Tod von Millionen von Menschen in Kauf nimmt? Christlich sicher nicht.

Fakt ist, daß die EU zwar ein europäisches Imperium ist, daß es aber kein europäisches Volk gibt. Und zumindest ein Teil der 28 Nationen, die unter das Joch der Brüsseler Diktatur gebracht worden sind, haben dies zum Ausdruck gebracht. Und da das transatlantische Finanzsystem hoffnungslos bankrott ist, und die Troika außer den bekannten für die Bevölkerung todbringenden Rezepturen im Interesse der Banken und Spekulanten nichts anzubieten hat, ist es nur eine Frage der äußerst kurzen Zeit, wann dieses oligarchische Konstrukt an sein Ende kommt. Wenn die europäischen Nationen überleben wollen, muß der imperiale Charakter Europas so schnell wie möglich überwunden werden!

Glücklicherweise formiert sich derzeit die Alternative einer Gruppierung von Nationen, die sich statt dessen dem prometheischen Prinzip der Entwicklung ihrer Bevölkerung und der Kooperation als souveräne Republiken verschrieben haben. China hat das Programm des Ausbaus der Neuen Seidenstraße zwischen Asien und Europa zu seiner Priorität erhoben und mit den Shanghaier Abkommen zwischen Rußland und China, wo eine langfristige strategische Kooperation zwischen beiden Staaten und 46 Einzelabkommen für grundlegende Zusammenarbeit u.a. im Hochtechnologiebereich beschlossen wurden, ist ein neuer Pol entstanden, dem sich auch Indien und die meisten anderen asiatischen Staaten zuwenden. Alles wird nun darauf ankommen, daß sich so schnell wie möglich eine Gruppe von Nationen in Eurasien zusammenfindet, die eine Allianz von souveränen Republiken auf diesem Planeten konstituiert, die für immer der Idee des Krieges als Mittel der Konfliktlösung entsagt und sich auf die Zusammenarbeit für die gemeinsamen Ziele der Menschheit einigt.

Die Neue Seidenstraße, also der Ausbau vieler Infrastrukturprojekte auf höchstem technischen Niveau und damit die Voraussetzung für die Erschließung der landeingeschlossenen Regionen des eurasischen Kontinents, aber auch Afrikas, ist durch diese neue Allianz zwischen China und Rußland auf die Tagesordnung gesetzt worden. Damit beginnt die neue Geometrie der Wirtschaft, nämlich langfristige Entwicklung der Realwirtschaft und des Gemeinwohls, Realität zu werden, und die alte Geometrie des „Schnellen Reichwerdens“ Weniger wird abgelöst.

Auch wenn es die vermeintlich praktischen Politiker noch nicht begriffen haben, die Zäsur des Wahlergebnisses zur Europawahl spiegelt das Ende einer Epoche wider. Die Menschheit hat wieder eine Zukunftsperspektive.





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