Die kriminellen Machenschaften des Bankensyndikats
6. August 2012 •

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Von Roger Moore

Es kommen immer mehr Einzelheiten ans Licht, wie kriminelle Drogengelder in das Bankensystem eingeschleust werden. Der britische LIBOR-Skandal und die Großbank HSBC sind dabei zwei Seiten der gleichen Medaille.

Der LIBOR-Skandal des Londoner Interbankmarktes und die von der HSBC (ehemals Hongkong and Shanghai Banking Corporation, kurz: Hong Shang) betriebene Geldwäsche basieren auf ein und derselben kriminellen Operation - organisiert von dem transatlantischen Megabank-Syndikat in London samt den von ihm kontrollierten Zentralbanken wie der Federal Reserve der USA, der Bank von England und der Europäischen Zentralbank. Alle diese Machenschaften sind der Gipfelpunkt einer über vierzigjährigen, kriminellen Transformation des Weltfinanzsystems, die nur mit der Wiedereinführung des Glass-Steagall-Trennbankensystems beendet werden kann. Glass-Steagall ist nicht nur erforderlich, um die Welt von der erdrückenden Last der Spekulationsschulden zu befreien, sondern auch, um das Schwarzgeld der Organisierten Kriminalität aus dem Bankensystem zu entfernen.

Die Organisierte Kriminalität hat einen großen Teil des vorsichtig auf über 800 Mrd. Dollar jährlich geschätzten Erlöses aus dem Rauschgifthandel in das Bankensystem eingeschleust, wo es mit den riesigen, von den Zentralbanken gepumpten Geldsummen vermischt wurde. Einer der Bankaufseher, unter deren Augen dies geschah, ist der heutige US-Finanzminister Timothy Geithner, der von 2004-2009 Chef der wichtigen Federal Reserve Bank von New York (FRBNY) war und vor allem nach dem Einfrieren des Londoner Interbankmarktes 2007-2008 (mit seinem LIBOR-Zinssatz) eine maßgebliche Rolle bei den sogenannten „Rettungspaketen“ spielte. Damals wurden riesige Devisenswap-Geschäfte vereinbart, die heute immer noch laufen.

Es überrascht nicht, daß Geithner in seiner damaligen Stellung jahrelang nicht auf ihm vorliegende Meldungen über massive Bargeldtransaktionen zahlreicher Mitgliedsbanken reagierte, wodurch die Dollars mexikanischer Drogenhändler eingebracht wurden. Mehrere frühere Rauschgiftermittler haben erklärt, daß die FRBNY den meisten Sachbearbeitern keinen Zugang zu den verfügbaren Erkenntnissen gewährte, welche Banken wieviel Geld in Scheinen oder elektronisch aus Mexiko über die Grenze transferiert hatten. Aufgrund dieser Informationen hätten die Banken in den USA dazu gezwungen werden können, die Namen ihrer an solchen Transaktionen beteiligten Kunden offenzulegen. Wie eine Quelle gegenüber Reuters äußerte, betrachtete die Fed diese Daten als Geschäftsgeheimnis ihrer Mitgliedsbanken. Geithner hat auch als Finanzminister - im Zusammenhang mit den Milliarden-Verlusten von JP Morgan Chase durch Geschäfte ihrer Londoner Spekulationszentrale - öffentlich geäußert, er sei gegen eine Regulierung der Devisengeschäfte amerikanischer Banken in London.

Der berühmte Fall der Wachovia-Bank, der über die mexikanische Casa de Cambio fast 400 Mrd. Dollar zuflossen, kam erst ins Rollen, nachdem ein Drogenflugzeug beschlagnahmt worden war und amerikanische und mexikanische Ermittlungen über die Bezahlung des Flugzeugs auf Kartellmitglieder stießen, die sich der Casa de Cambio und ihres Kontos bei Wachovia bedienten. Erst in diesem Zusammenhang kam der ganze Umfang der Geldwäscheaktivitäten von Wachovia ans Tageslicht. Doch nicht ein Wort verlautete von der New Yorker Fed unter Geithner, die in ihren Unterlagen sämtliche Daten über Wachovia zur Verfügung hatte. Das gleiche galt auch für die HSBC und andere Geldhäuser.

Wie der frühere UN-Drogenbeauftragte Antonio Maria Costa am 27. April 2012 in einem Interview mit EIR sagte: „Somit entstand damals - wir sprechen von der Zeit zwischen 2008 und 2011 - aus dem Geldhunger des Bankensektors und der Liquidität des organisierten Verbrechens eine außergewöhnliche Zweckehe: Das organisierte Verbrechen konnte wieder in den Bankensektor eindringen.“ Hierfür war eine kriminelle, wissentliche Mittäterschaft erforderlich, und das auf höchster Ebene.

Wen wollte Geithner decken?

Der Londoner Interbankmarkt ist das Ergebnis einer strategischen Übernahme des sogenannten Eurodollarmarktes, jener damals außerhalb der USA sich anhäufenden US-Dollars, durch die Londoner City. Im Zuge der Ermordung Kennedys und der US-Defizite nach dem Vietnamkrieg dienten diese von den Londoner Banken kontrollierten immer weiter wachsenden Dollarpools im August 1971 dazu, die letzten Überreste des von Präsident Roosevelt in Bretton Woods eingerichteten Systems fester Wechselkurse zu sprengen.

In der Londoner City galten keine Glass-Steagall-Regelungen, und auf diese Weise nutzten die Banken die Eurodollars zu kurzfristigen, zinsgünstigen Ausleihungen untereinander, um jene gewagten Spekulationsgeschäfte und Firmenübernahmen zu finanzieren, die heute berühmt-berüchtigt sind.

Das Wachstum des Interbankmarktes stand stets in engem Zusammenhang mit dem Offshore-Bankgeheimnis, wie es für die kolonialen Schutzgebiete wie das frühere Hongkong oder die britischen Cayman-Inseln, das holländische Curacao usw. typisch ist.

Beispielhaft hierfür ist die Rolle der HSBC. 1979 übernahm die Hong Shang die Marine Midland Bank in Buffalo, die ihrerseits die wichtigste US-Bank für Devisengeschäfte in Panama war, deren Wirtschaft auf dem Dollar basierte. Diese Übernahme war ein wichtiger Baustein für die kriminelle Finanzstruktur, mit der der anschließende Kokainboom in Gang gesetzt wurde.

1999 kaufte die HSBC auch noch die New Yorker Republic National Bank des monegassischen Finanziers Edmond Safra, dessen Bank eine exklusive Beziehung mit der New Yorker Fed für Barüberweisungen unterhielt. In die Schlagzeilen geriet die Bank, als sie in den neunziger Jahren frisch gedruckte 100-Dollar-Scheine von der New Yorker Fed nach Rußland auslieferte, was zu der Ausplünderung Rußlands durch ausländische Banken im Zusammenspiel mit den berüchtigten russischen Oligarchen und ihren Mafiaablegern gehörte.

Als Safras Bank nach dem russischen Staatsbankrott 1998 schwere Verluste erlitt, sprang die Hong Shang ein, um die Geschäfte weiterzuführen. Inmitten der Verhandlungen wurde Safra in seinem Wohnhaus in Monaco ermordet. Über den neuen Komplex HBUS, den die HSBC in den USA schuf, stellte der Ständige Untersuchungs-Unterausschuß des US-Senats Ermittlungen an. Auch ist es kein Zufall, daß der russische Antidrogenbeauftragte Viktor Iwanow die Auffassung von Antonio Maria Costa und Lyndon LaRouche teilt, daß die Megabanken des Interbankmarktes mit Drogengeldern flüssig gemacht wurden.

Der Londoner Interbankmarkt dient also dazu, immer mehr der weltweiten Geldflüsse in die deregulierten Märkte zu lenken und diese ständig mit Schwarzgeldern zu unterfüttern, die häufig über Offshore-Steueroasen und Geldplätze wie London gewaschen wurden. Wie der frühere Londoner Polizeiermittler Martin Woods, der später die Geldwäschepraktiken von Wachovia anprangerte, im April 2011 gegenüber dem Observer erklärte: „Es sind nicht die Caymans, nicht die Isle of Man oder Jersey... die große Geldwäsche findet direkt in der City und der Wall Street statt...“

Mitte der achtziger Jahre war dieser deregulierte Markt groß genug, um den Diskontsatz der Zentralbanken als Hauptbezugspunkt für die globale Zinsfestsetzung abzulösen - dies war die Geburtsstunde der London Inter Bank Offered Rate oder LIBOR, ein eigener, privater „Fix“ für die Hochrisikospekulation. Die Banken des Interbankmarktes und die damit verbundenen Akteure des Schattenbankensystems (die Hedgefonds usw.) in London wurden zum weltweiten Mittelpunkt für Währungsgeschäfte und den Derivatehandel, wobei die Derivate der Turbolader für das spekulative System waren, das 2007-2008 unwiderruflich bankrott ging.

Die jahrelangen und häufig sabotierten Aufklärungsbemühungen in den USA, die schließlich in den Anhörungen des Ständigen Untersuchungs-Unterausschusses des Senates gipfelten, löste auch bei anderen Banken Alarm aus. Die deutsche Commerzbank, langjähriges Mitglied der 1971 im Londoner Eurodollarmarkt entstandenen Inter-Alpha-Gruppe, sah sich im Juni 2012 zu einer schriftlichen Erklärung gezwungen, daß sie die Anti-Geldwäsche-Vorschriften für ihre umfangreichen Bargeldgeschäfte verschärfen wird. Die New Yorker Fed stellte daraufhin jedoch lediglich fest, daß diese Geschäfte außerhalb der USA stattfänden und einige der Erlöse über die Commerzbank in New York abgewickelt würden, ohne indes zu erwähnen, wo die konkreten Geldwäschegefahren tatsächlich lagen.

Werden Staatsanleihen mit Drogengeldern gestützt?

Der Kriminologe und EU-Berater in Strafsachen Michel Koutouzis behauptet außerdem in einem neuen Buch, Gelder des organisierten Verbrechens würden auch in Staatsanleihen angelegt. Während die kontinentaleuropäische Finanzaufsicht in Geldwäscheangelegenheiten bekanntermaßen untätig ist, wie auch Koutouzis geltend macht, muß die Frage gestellt werden: Die großen kontinentalen Banken, die auch stark in London vertreten sind, haben oftmals zu Schleuderpreisen Staatsschulden der sogenannten PIIGS-Länder aus ihren Portfolios geräumt. Wer kauft diese Staatsanleihen, und mit welchem Geld? Wenn es Hedgefonds sind, so haben die meisten davon ihren Sitz auf den Cayman-Inseln, wie wir aus den Ermittlungen des Senatsuntersuchungsausschusses wissen. Durch die HSBC Mexiko (HBMX) flossen Milliarden von Drogengeldern, und ein bestimmter Anteil davon wurde vermutlich über die Tausenden von Konten gewaschen, die HBMX getarnt auf den Cayman-Inseln betreibt.

Wer kauft letztlich die Anleihen, die der EU-Rettungsfonds in Luxemburg auflegt - der European Financial Stability Fund (EFSF), der bald in dem Europäischen Stabilitätsmechanismus aufgehen soll? In dem Abschnitt des Untersuchungsberichts des US-Senats über die HSBC und die Cayman-Inseln wird erwähnt, daß die HSBC Frankreich ihre Kunden an die HBMX verweist. Auch wenn viele Banken den Verkauf von EFSF-Anleihen abwickeln, so fällt doch auf, daß die HSBC Paris darin besonders stark engagiert ist. Die HSBC hatte auch Edmond Safras Privatbank in Genf übernommen, die zur HSBC Private Banking wurde, zu der eine große Kundschaft in Frankreich zählt.

In Deutschland hat der Vorsitzende des Bundesverbands deutscher Banken, Andreas Schmitz, der auch Vorstandssprecher der Privatbank HSBC Trinkaus ist, im April 2012 in Berlin eine Pressekonferenz gegeben, die in der Presse als Intervention gegen eine Glass-Steagall-Politik gewertet wurde. Eine solche Trennbanken-Politik würde zusammen mit allen spekulativen Papieren auch die ganzen Schwarzgelder schlagartig aus dem Bankensektor entfernen. Das wäre die wichtigste Maßnahme, um dem gesamten weltweiten Rauschgift ein Ende zu setzen, und darüber sind sich die Beteiligten dieser Geschäfte natürlich im Klaren.

Die Bank, der Schmitz heute vorsteht, wurde von der HSBC-Gruppe unter ihrem damaligen Chef Lord Green aufgekauft und vollständig in die HSBC-Gruppe integriert. Der gleiche Lord Green ist heute britischer Handelsminister, der jedoch wegen seiner Erwähnung im Senats-Untersuchungsbericht stark unter Druck geraten ist.

Die Deutsche Bank, gegen die im Rahmen des LIBOR-Skandals ermittelt wird, war in den letzten sechs Jahren die Hauptbank, die vor allem über ihre Londoner Niederlassung mit Devisen samt den damit verbundenen Derivatkontrakten handelte.

Ähnlich wie bei Geithners Team in der New Yorker Fed, das die kriminellen Geldflüsse durch ihren Zuständigkeitsbereich kontrollierte und gleichzeitig das LIBOR-Kartell deckte, das die spekulativen Märkte manipulierte, stellt sich die Frage, wer bei der Bank von England und der Europäischen Zentralbank die Kooperationspartner bei den jetzt offengelegten kriminellen Aktivitäten waren. Auch Kontinentaleuropa braucht unbestechliche Regulierungs- und Strafverfolgungsbehörden, die sich nicht davon abhalten lassen, in Fällen wie dem HSBC- und dem LIBOR-Skandal hieb- und stichfeste Beweise vorzulegen.

Wenn die Bankaufsichtsbehörden diese Aufgabe nicht erfüllen, dann sind die Parlamente in der Pflicht, ihre eigenen Aufsichtspflichten zu erfüllen und diesen Fragen nachzugehen. Wo sind die Ermittlungen, die zu ähnlichen Ergebnissen führen könnten wie denen, die in dem Bericht des Ständigen Untersuchungs-Unterausschusses des US-Senats online verfügbar sind?





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