Es ist Zeit, eine Welt ohne Krieg zu schaffen

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Die Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts eröffnete am 15. Juni 2014 die Jubiläumskonferenz zum 30. Jahrestag der Gründung des Instituts in New York City mit der folgenden Rede.

Moderator Jeffey Steinberg: Vor genau 30 Jahren war Helga Zepp-LaRouche zutiefst darüber besorgt, daß die transatlantischen Beziehungen in einer schweren Krise steckten. Sie werden sich an die damaligen Auseinandersetzungen um die Stationierung der Pershing-Raketen in Europa erinnern. Man fürchtete, daß die Situation außer Kontrolle geraten und zu einem Weltkrieg, möglicherweise einem verheerenden Atomkrieg führen könnte.

In dieser Lage, als zwischen den Vereinigten Staaten und Europa eine tiefe Verbitterung herrschte, stellte sich Helga Zepp-LaRouche der Aufgabe, das Schiller-Institut zu gründen, um die historischen und kulturellen Voraussetzungen für eine Wiederbelebung der transatlantischen Zusammenarbeit auf Grundlage der großen Prinzipien von Freiheit und Gerechtigkeit zu schaffen, welche allen Schriften des großen Freiheitsdichters Friedrich Schiller zugrunde liegen.

Heute haben wir es leider erneut mit einer schweren globalen Krise zu tun. Die Kriegsgefahr, selbst die Gefahr eines thermonuklearen Krieges ist unübersehbar. In dieser Lage haben wir diese Konferenz einberufen, um sowohl 30 Jahre außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit des Schiller-Instituts zu feiern, als auch einen unüberhörbaren Weckruf für eine weltweite Kooperation abzugeben, um den Ausbruch eines überflüssigen, potentiell verheerenden Krieges zu verhindern.

Helga braucht man nicht weiter vorzustellen. Sie ist die Gründerin des Schiller-Instituts und die Ehefrau des amerikanischen Staatsmanns Lyndon LaRouche. Nun möchte ich Helga bitten, den Eröffnungsvortrag für unsere Konferenz zu halten.

Helga Zepp-LaRouche: Wir sind zu dieser Konferenz zusammengekommen, um darüber zu diskutieren, wie wir eine Welt ohne Krieg schaffen können, was angesichts der augenblicklichen Weltlage aber recht unwahrscheinlich erscheint. Doch bevor ich darauf zu sprechen komme, warum ich immer noch zutiefst optimistisch bin, daß wir dieses Ziel erreichen können, möchte ich einige Ideen ansprechen, die zur Gründung des Schiller-Instituts vor 30 Jahren geführt haben.

Damals herrschte akute Kriegsgefahr; die Menschen in Europa fürchteten sich vor den Mittelstreckenraketen, den Pershing-2 und den SS-20, die nur wenige Minuten Flugzeit voneinander in Mitteleuropa stationiert waren, so daß es bei einem versehentlichen Start von nur einer Rakete zum vollen Gegenschlag des Gegners mit dem gesamten Arsenal kommen würde, weil die Reaktionszeit so kurz wäre. Viele Leute sagten zu uns, wir befänden uns am Rande des Dritten Weltkriegs, und meines Erachtens waren sich die meisten darüber damals sehr viel mehr bewußt als heute - obwohl wir auch heute wieder nur um Haaresbreite von der möglichen Auslöschung der Zivilisation entfernt sind.

Warum Schiller?

Der Grund, warum ich das Bemühen um eine völlig andere Vorstellung von Beziehungen zwischen den Nationen mit dem Namen Schiller verband, ist, daß Friedrich Schiller meines Wissens das schönste Menschenbild hat, und ich möchte Sie bitten, selbst in die Bibliothek oder ins Internet zu gehen, um Schillers Werke zu lesen. Er war und ist davon überzeugt - denn er ist ja unsterblich -, daß jeder Mensch das Potential hat, eine schöne Seele zu werden, daß jeder Mensch dazu fähig ist, ein Genie zu werden, und daß die Menschheit irgendwann den Zustand erreichen wird, wo jeder Mensch, der geboren wird, sein gesamtes Leistungsvermögen entfalten kann.

Schillers Ideen waren von sehr früh in der Schule an eine Art roter Faden in meinem Leben, und als ich darüber nachdachte, wie man eine neue Ära der Zivilisation schafft, konnte ich mir dafür kein besseres Synonym als ihn vorstellen. Die Idee hinter der Gründung des Schiller-Instituts war, daß die Außenpolitik nicht mehr auf Putschen, Subversion, Sabotage und Mord basieren sollte - was jedoch leider bis heute die Außenpolitik auf der Welt beherrscht. Vielmehr sollte sich jedes Land auf das andere auf der höchsten Ebene seiner größten kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften beziehen.

Wenn man sich also mit den Vereinigten Staaten auseinandersetzt, sollte man nicht an die Sklaverei und den Vietnamkrieg und viele andere Dinge denken, sondern man sollte Benjamin Franklin, die Unabhängigkeitserklärung, die Verfassung, John Quincy Adams, Lincoln, Franklin D. Roosevelt, Martin Luther King und John F. Kennedy vor Augen haben. Das sollte unser Amerikabild sein.

Genauso sollte man Deutschland nicht auf die 12 Jahre des Naziterrors reduzieren, sondern an all die großen Denker, Dichter und Komponisten denken, die Deutschland hervorgebracht hat - Deutschlands Beiträge zur klassischen Kultur und Wissenschaft.

Das Schiller-Institut wurde deswegen am 3. und 4. Juli vor 30 Jahren in Arlington und zwei Monate später in Wiesbaden auf Basis dieser Ideen gegründet. Bei der Gründungskonferenz in Arlington kamen 1200 Menschen aus 50 Nationen zusammen; sie alle zogen mit ihren Fahnen in den Saal, die Nationalhymnen wurden gespielt, und wir kamen überein, daß wir unermüdlich an der Idee arbeiten würden: „Jetzt kommt die Schillerzeit!“ Daß wir eine Zeit schaffen würden, wo Friedrich Schillers Ideen die Welt beherrschen.

Anfangs war es ein rein deutsch-amerikanisches Bestreben, aber es wurde sehr schnell klar, daß die Beziehungen zwischen ganz Europa und den USA in einem erschreckenden Zustand waren, und zu der sogenannten Dritten Welt war es noch viel schlimmer. Somit wurde daraus sehr schnell eine internationale Anstrengung.

Seitdem haben wir wirklich Hunderte Konferenzen weltweit abgehalten. Wir erarbeiteten Entwicklungspläne für die gesamte Welt: für Afrika, für Lateinamerika, den Oasenplan für den Nahen Osten, ein 40-Jahre-Entwicklungsprogramm für Indien, wobei wir mit Indira Gandhi zusammenarbeiteten, einen 50-Jahre-Plan für den Pazifikraum.

Nachdem 1989 die Mauer fiel, entwickelten wir die Idee, Europa und Asien über die sogenannte Eurasische Landbrücke mit großen Infrastrukturkorridoren zu vereinigen. In den 25 Jahren seither haben wir dies zur Weltlandbrücke erweitert, die eine wirkliche Entwicklung aller Teile der Welt bedeutet, was noch immer unser Konzept für eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert ist.

Die Ursprünge der „Regimewechsel“

Offenbar ist das nicht der augenblickliche Zustand der Welt. Ich möchte deswegen auf die Frage eingehen, wie es 69 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs soweit kommen konnte, daß wir am Rande eines Dritten Weltkriegs stehen, der wegen der Natur der Sache ein thermonuklearer Krieg wäre und damit zur Auslöschung der Zivilisation führen würde. Die Frage ist, warum die Idee der Eurasischen Landbrücke, als wir sie 1989 entwickelten und dann nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erweiterten, abgelehnt wurde?

Leider gab es damals die unglückliche historische Konstellation, daß Margaret Thatcher die Premierministerin des Britischen Empire war und in den Vereinigten Staaten die Neocons regierten. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen, die der Untergang des Kommunismus bot, um eine neue Friedensordnung zu schaffen, wurde beschlossen, die sogenannte Doktrin des Neuen Amerikanischen Jahrhunderts auszurufen, die in Wirklichkeit ein Rezept für ein anglo-amerikanisch dominiertes Weltreich war.

Das erste Ziel dieser Leute war, aus Rußland, der früheren sowjetischen Supermacht, ein rohstoffproduzierendes Dritte-Welt-Land zu machen. Das Mittel, das hierfür eingesetzt wurde, war die sogenannte Schocktherapie, mit der beispielsweise die russischen Industriekapazitäten zwischen 1991 und 1994 auf ein Drittel reduziert wurden.

Das zweite Hauptziel war, Rußland als potentiellen Konkurrenten vom Weltmarkt zu verdrängen. Nachdem die zweite Supermacht verschwunden war, machte man sich deswegen daran, die sogenannte Globalisierung einzuleiten, was die völlige Deregulierung des Finanzsystems, die Schaffung von Billigarbeitsmärkten und die Umwandlung der gesamten Weltwirtschaft in ein großes Spielkasino bedeutete, das von privaten Sicherheitsfirmen geschützt wird. Mein verstorbener Freund J.C. Kapur, ein großer indischer Philosoph, hat dies einmal den „gepanzerten Kapitalismus“ genannt.

Dann wurde beschlossen, mit Regimewechseln gegen alle Länder vorzugehen, die sich diesem neuen Weltreich nicht unterwerfen wollten. Das war der eigentliche Grund für den ersten Irakkrieg, den Bush sen. 1991 in Gang setzte. In den folgenden acht Jahren der Clinton-Regierung gab es in den USA eine Art Mischform - ein wenig imperial und ein wenig republikanisch. Doch danach setzte sich die Vorstellung durch, sämtliche souveränen Nationalstaaten auszuschalten, die als Hindernis für die Ausbreitung dieses Weltreichs galten.

Die Phase der Regimewechsel begann - im Irak, in Afghanistan und Libyen war man erfolgreich. Man versuchte es in Syrien. Es gelang zumindest bisher in der Ukraine.

In Europa wandelte sich die EU zum regionalen Stellvertreter des Empire. Von Kanzler Kohl wurde als Preis für die deutsche Wiedervereinigung verlangt, die D-Mark aufzugeben und der Europäischen Währungsunion beizutreten, was insbesondere verhindern sollte, daß Deutschland eine stärkere Bindung mit Rußland entwickelt, wie es sie viele Male in der Geschichte hatte.

Mit dem Maastrichter Vertrag wurde die EU 1991 in ein Empire verwandelt. Man einigte sich auf die Kriterien der Europäischen Währungsunion, den Stabilitätspakt, wodurch die EU im wesentlichen in ein Instrument im Interesse der Banken umgewandelt wurde. 1999 wurde der Euro zunächst als Buchgeld und 2002 als Bargeld eingeführt.

Zwischenzeitlich wurde am 4. November 1999 das Glass-Steagall-Gesetz in den USA außer Kraft gesetzt, was der Startschuß für die völlige Deregulierung des Finanzsystems war, und gleichzeitig verständigten sich diese Kräfte auf die endgültigen konzeptionellen Grundlagen des Empire.

Extrem wichtig hierbei war die damalige Rede Tony Blairs in Chikago, worin er praktisch das Ende der Westfälischen Ordnung verkündete. Dem Völkerrecht sollte die Grundlage entzogen werden, und es sollte weltweit durch sogenannte humanitäre Interventionen ersetzt werden, was in den USA zu der Doktrin des Right to Protect (Recht auf Schutzgewährung) führte.

Die Blair-Doktrin geriet sofort in direkten Konflikt mit der Putin-Doktrin, denn Putin bestand darauf, daß das Völkerrecht respektiert und die UN-Charta eingehalten werden müssen und die nationale Souveränität jedes Landes nicht verletzt werden darf. Im Gegensatz dazu erklärte Blair, nein, man könne Vorwände finden, um überall auf der Erde militärisch zu intervenieren.

Damit hat man praktisch beschlossen, in allen Länder, die sich nicht fügten, die Regierungen zu stürzen, und die EU wurde praktisch in ein Imperium verwandelt. Betrachtet man sich den heutigen Zustand der EU, die im Grunde eine Politik des Völkermords gegen die südeuropäischen Mitgliedsländer verfolgt, sieht man, daß kein einziges Wort, das sie im Munde führt, noch irgendeinen Wahrheitsgehalt hat.

Die farbigen Revolutionen und der 11. September

Besonders gegenüber den Ländern der ehemaligen Sowjetunion ist man mit „farbigen Revolutionen“ vorgegangen, wobei „farbige Revolution“ das Synonym für ganz verschiedene Formen des Regimewechsels ist. Es ist ein unerklärter Krieg, aber es ist Krieg mit unterschiedlichen Merkmalen, die auf jedes Land abgestimmt sind.

Was ich jetzt sage, sollte eigentlich niemanden überraschen, aber mein Ehemann Lyndon LaRouche hat kürzlich geäußert, daß auch der Anschlag vom 11. September in den Vereinigten Staaten eine Form der „Farbrevolution“ gewesen sei, denn dadurch sei die amerikanische Republik, die schon vorher einige Probleme hatte, in ein Instrument des Empire verwandelt worden. Tatsächlich mußten die Vereinigten Staaten erst zu einem solchen militärischen Arm, sozusagen zum Muskel des britischen Gehirns gemacht werden, damit die übrigen Regimewechsel Erfolg haben konnten.

Unter Clinton waren die Vereinigten Staaten noch annähernd eine Republik, aber nach dem 11. September wurden sie zum Vorkämpfer des Empire.

Um es noch einmal festzuhalten: Einige von Ihnen werden sich daran erinnern, daß Herr LaRouche am 3. Januar 2001, drei Wochen vor Amtsantritt der Regierung Bush jr., in einer geradezu prophetischen Internetsendung gesagt hat, die neue Regierung werde mit so vielen Problemen im Finanzsystem konfrontiert sein, daß sie auf einen Reichtagsbrand aus sein werde. Das war neun Monate vor dem 11. September.

Sie werden auch noch in Erinnerung haben, von welcher Hysterie die Bevölkerung durch die Ereignisse des 11. September erfaßt wurde, wie jeder ein gelbes Band trug, in allen Fernsehsendungen immer wieder die Bilder gezeigt wurden, wie die Flugzeuge ins World Trade Center rasten, und ähnliche Dinge. Auf dieser Grundlage wurden dann der Patriots Act, der National Defense Authorization Act, die NSA-Spähoperationen gegen die gesamte Weltbevölkerung in Gang gesetzt, was die Menschenrechte praktisch aller Bürger auf der Erde verletzt.

Danach herrschten Bush und dann auch Präsident Obama mehr und mehr mit Notverordnungen und hoben damit die Gewaltenteilung im Staat auf. Auf Grundlage von Artikel 5 des NATO-Statuts wurde dann der Krieg gegen Afghanistan erklärt.

Vieles weitere ist seither ans Licht gekommen, worüber wir später in den Grußworten von Walter Jones und Terry Strada mehr hören werden, denn wenn einmal die unter Verschluß gehaltenen 28 Seiten des gemeinsamen Untersuchungsberichts freigegeben werden, wird wahrscheinlich die Vermutung bestätigt, daß die Briten und die Saudis bei 9/11 ihre Hände im Spiel hatten.

Nach 13 Jahren Krieg in Afghanistan sieht man, was sich dort abgespielt hat. Die Opium-Produktion ist dort heute 40mal größer als vor dem Krieg. Aus Irak und Afghanistan sind 120.000 traumatisierte Soldaten zurückgekehrt, deren Leben zerstört ist. Die sogenannten Sicherheitskräfte, die in Afghanistan ausgebildet werden, machen mehr den Eindruck einer Mafia, die unter den Augen der US- und NATO-Truppen die Bevölkerung terrorisiert.

2003 begann der zweite Irakkrieg, der bekanntermaßen auf reinen Lügen basierte. Es gab keine Massenvernichtungswaffen, es gab keine Raketen, die in 45 Minuten jede Stadt der Erde erreichen könnten. Man hat lediglich das erreicht, was die beiden Kriege erreichen sollten: Der Irak wurde in die Steinzeit zurückgebombt. Und all das basierte auf den Lügen eines einzigen Mannes, Tony Blair, der den MI-5 und den MI-6 anwies, jenes berüchtigte Dossier zu produzieren, das dann von Colin Powell bei seiner berühmten UNO-Rede benutzt wurde.

Sie werden sich daran erinnern, daß Präsident Bush damals in seiner Bomberjacke im Irak auftauchte und „Mission Accomplished“ erklärte. Heute sehen wir, was im Irak geschieht: Eine radikale Abspaltung von Al-Kaida ist in Erscheinung getreten; eine Gruppe, deren Terrorismus selbst für Al-Kaida zu brutal ist, hat Mossul und mehrere andere irakische Städte eingenommen, was nach Darstellung in mehreren britischen Zeitungsartikeln bedeutet, daß die alte Aufteilung des Nahen und Mittleren Ostens nach dem Sykes-Picot-Vertrag während des Ersten Weltkriegs hinfällig ist. Die Landkarten werden bereits neu gezeichnet. Das Öl von Mossul ist jetzt sunnitisches Öl und gehört den Saudis.

Allein aus Mossul sind über 1 Million Menschen geflohen, und ISIS hat gedroht, auch König Abdullah von Jordanien zu stürzen. Sie wollen den Sinai, Gaza und Libanon besetzen, weswegen die unmittelbare Gefahr eines regelrechten Krieges in der gesamten Region besteht. Daraus ergibt sich natürlich auch ein Sicherheitsproblem für Europa und die Vereinigten Staaten, denn diesen Gruppen haben sich Tausende Europäer und Amerikaner angeschlossen.

Im Grunde haben die Farbrevolutionen gegen Rußland und China bereits in den 70er und 80er Jahren begonnen, denn das Project Democracy und die National Endowment for Democracy (NED) entstanden 1983, finanziert vom International Republican Institute, vom National Democratic Institute und von George Soros’ Open Society Institute, mit dem Ziel, sogenannte „Demokratiebewegungen“ gegen Regierungen aufzubauen, die sich der Tendenz zur Globalisierung widersetzten.

Damit verbunden war die Idee eines Freihandelssystems, um aus der Bevölkerung billige Arbeitskräfte zu machen und letztlich die gesamte Weltwirtschaft nach dem Prinzip „billig kaufen, teuer verkaufen“ auszurichten. In vielen Ländern werden Menschen wie Heloten behandelt, als „nutzlose Esser“, wie Prinz Philip sie betrachtet, der einmal gesagt hat, er wolle als tödliches Virus wiedergeboren werden, um die Bevölkerung zu reduzieren.

In diesem System vergrößert sich die Kluft zwischen den Superreichen und den Armen immer mehr. Jüngst hieß es, 85 Einzelpersonen auf der Welt besäßen zusammen soviel wie 3,5 Milliarden Menschen!

Die britische „Mutter“

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verstärkten sich natürlich die Bemühungen dieser Kräfte, um in Mittel- und Osteuropa sogenannte „Zivilgesellschaften“ aufzubauen. Die Gelder hierfür kamen zwar überwiegend von amerikanischen Einrichtungen, die Konzepte und die Strategie wurden aber an britischen Universitäten entwickelt, besonders in Oxford und Cambridge, die in gewisser Weise das intellektuelle Hauptquartier des Britischen Empire sind. Cambridge war dabei mehr für die technologische Seite verantwortlich, für Dinge, die mit dem Informationszeitalter, dem Internet, sozialen Medien, dem Spionageapparat des GCHQ - dem Äquivalent der NSA in Großbritannien - zu tun haben, während sich Oxford mehr um die operationellen Aspekte kümmert.

Bereits an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war dies die Operationsbasis für Cecil Rhodes, der die übelsten Pläne gegen die Dritte Welt verfolgte; hier entstand der Round Table, hier wurden die Rhodes Scholars aus der ganzen Welt ausgesucht.

Das Hauptziel dabei war es, die früheren Kolonien in Amerika zurückzuerobern. Nachdem es im Krieg von 1812 und mit dem Bürgerkrieg nicht gelungen war, die Amerikanische Revolution mit militärischen Mitteln rückgängig zu machen, wurde beschlossen, das amerikanische Establishment so zu zersetzen, daß es freiwillig das Modell des Britischen Empire übernahm, um auf Grundlage der anglo-amerikanischen Sonderbeziehung ein Weltimperium aufzubauen. Wer sich weiter damit beschäftigen will, sollte das Buch von H.G. Wells, Die Offene Verschwörung, von 1928 lesen.

Eine führende Figur hierbei war Prof. William Yandell Elliot, der zum Mentor wurde von Leuten wie McGeorge Bundy, Sir Henry Kissinger, Zbigniew Brzezinski und Samuel Huntington. Heute gibt es bereits eine neue Generation, zu der die Interventionisten um (Obamas Sicherheitsberaterin) Susan Rice und andere zählen.

Das Oxford-Projekt, aus dem das alles hervorgegangen ist, hieß „Ziviler Widerstand und Machtpolitik“ unter Führung von Sir Adam Roberts, einem von Susan Rices Mentoren, der einer der Hauptverfechter des „liberalen Internationalismus“ ist, die sich alle auf die Doktrin von Lord Palmerston im 19. Jahrhundert beziehen.

Sir Adam Roberts und einer seiner Kollegen, Timohy Garton Ash, leiteten in Oxford ein Projekt, das sich „Das Oxford-Programm über den sich wandelnden Charakter des Krieges“ nannte. Dahinter stand die Idee, zivilen Widerstand im Sinne einer Militärstrategie zu nutzen. Hierzu fand im März 2007 am St. Anthony College in Oxford eine Konferenz mit dem Titel „Ziviler Widerstand und Machtpolitik - die Erfahrungen gewaltloser Aktion von Gandhi bis heute“ statt.

Für diesen Zweck hat man neue Techniken entwickelt; in diesem Katalog neuer Techniken wird u.a. gefragt: „Sind Wirtschaftssanktionen nützlich, um die Aktionen ziviler Widerstandsbewegungen zu unterstützen?“

Ein Sprecher auf dieser Konferenz war (der spätere US-Botschafter in Moskau) Michael McFaul. Im Bild zu sehen sind hier Nadia Diuk von der National Endowment for Democracy und McFaul.

Auch Gene Sharp, der eigentliche Urheber der farbigen Revolution, nahm an der Konferenz teil. Er kommt vom Albert Einstein Institute in Boston und hat das dreibändige Werk Die Politik der gewaltlosen Aktion - seine Doktorarbeit aus dem Jahre 1968 - und das Buch Von der Diktatur zur Demokratie, ein konzeptioneller Rahmen für die Befreiung (1993) verfaßt. Mit Soros-Geldern ist dieses Buch, das die Techniken des politischen Ungehorsams lehrt, in 40 Sprachen erschienen. Darin werden 198 Taktiken von Boykott bis Symbolismus aufgezählt. Allerdings suche man nicht nach einem theoretischen Unterbau; ich habe es versucht, aber keinen gefunden. Alles wird stets auf ein Wort, einen Satz, eine Farbe wie „Orange“ oder „Rosa“ oder auf grobe Gesten oder andere Symbole wie eine Faust reduziert.

Die Aktivisten in den Zielländern werden dann mit Aufklebern, Buttons, Flugblättern, manchmal mit Rockbands und einheitlicher Kleidung versorgt, wobei sie sich völlig irreführend auf Vorbilder wie Mahatma Gandhi und Martin Luther King beziehen. Tatsächlich sind fast alle lediglich bezahlte Aktivisten.

In einem Video von 1990, das man auf YouTube sehen kann, sagte Gene Sharp, es gebe keinen Inhalt, es sei bloßer „Widerstand“, allerdings haben sich diese „farbigen Revolutionen“ inzwischen auf Dutzende Länder auf dem ganzen Globus ausgeweitet.

Das International Republican Institute (IRI) und das American Enterprise Institute (AEI) haben im Jahre 2000 beispielsweise in Ungarn Trainingssitzungen veranstaltet, bei denen die serbische Farbrevolutionsgruppe „Otpor!“ gegründet wurde, was „Widerstand!“ heißt. Sie hat den Sturz von Slobodan Milosevic organisiert. Die NED hat eingeräumt, eine Otpor! auch für Georgien und die Ukraine finanziert zu haben. Und auf YouTube findet man ein Video von Otpor!, worin dessen derzeitiger Chef in Serbien zugibt, Aktivisten auf der ganzen Welt ausgebildet zu haben. Auch für den Arabischen Frühling wird die Verantwortung übernommen.

Gene Sharp hat erklärt, daß er auch 1989 bei dem Aufstand auf dem Tiananmen-Platz in China eine wichtige Rolle gespielt habe.

In der Ukraine hat dieser Apparat 2200 NGOs auf die Beine gestellt. Vorher wurde bereits die Orangene Revolution inszeniert. Sie organisierten die Rosen-Revolution in Georgien, und was dann auf dem Maidan in Kiew losbrach, nachdem Janukowitsch im letzten November das EU-Assoziierungsabkommen aufkündigte, war genau die gleiche Mischung aus überwiegend amerikanisch finanzierten NGOs und Neonazis, die eine ungebrochene Tradition zu Stepan Bandera haben, der den Nazis in den 40er Jahren als Kollaborateur half, die Ukraine zu besetzen.

Dem gleichen Konzept entsprechend, erhalten die Militanten auch Unterstützung durch Söldnertypen, die von Al-Kaida und ISIS in Syrien ausgebildet wurden. Sie wurden in die Ukraine geschickt, und waren dort fast überall für die dort verübten Greuel verantwortlich: Brennende Barrikaden, Molotowcocktails, Scharfschützen, die auf beide Seiten, Polizei und Demonstranten, feuerten. Auch der Putsch vom 22. Februar geht auf ihr Konto, mit dem die jetzige Regierung unter „Jaz“ an die Macht kam - ich nenne ihn nicht Jazenjuk, sondern nur „Jaz“, denn so wurde er auch von (der US-Staatssekretärin) Victoria Nuland genannt, die ihn für diesen Posten auserkoren hatte.

In dieser durch einen Putsch an die Macht gekommenen Regierung sitzen sieben Mitglieder der Swoboda, einer Naziorganisation, und auch der Rechte Sektor wurde eng in die ukrainische Armee eingebunden, die jetzt militärisch und mit Luftangriffen gegen die eigene Bevölkerung in der Ostukraine vorgeht.

Jetzt drohen weitere Militäraktionen, nachdem die proföderalistischen Kräfte im Osten ein Flugzeug abgeschossen haben, und die reale Gefahr eines größeren Konflikts zwischen der Ukraine und möglicherweise Rußland besteht, wenn dies so weiter geht.

Rußlands neue Doktrin

In Reaktion auf all das hat die russische Militärführung eine neue Militärdoktrin verkündet, was von höchster Bedeutung ist. Auf einer Moskauer Sicherheitskonferenz am 23. Mai wurde erklärt, daß Farbrevolutionen eine Form der Kriegführung gegen Eurasien seien. Gen. Wladimir Sarudnizkij, Chef des Operativen Hauptdirektorats des russischen Generalstabs, sagte dort: „Die Farbrevolutionen sind eine völlig gesetzlose, mittelalterliche und widerliche Form eines Angriffskriegs. Diese neue Form eines Dreißigjährigen Kriegs geht in seinen Taktiken weit über das hinaus, was die Nazis taten.“ Wenn man sich die anderen farbigen Revolutionen im Irak oder Syrien oder in der Ostukraine ansieht, kann man dem nur zustimmen.

Es werden neue Angriffstechniken eingesetzt, die das geopolitische Ziel verfolgen, Länder zu destabilisieren, die eine unabhängige Politik verfolgen, und nach Darstellung des russischen Generals gehören dazu Rußland, China, der Nahe und Mittlere Osten, Afrika und Mittel- und Südasien.

Ein Amerikaner, der an der Konferenz teilnahm, Anthony Cordesman vom CSIS, war von den Konferenzbeiträgen so beeindruckt, daß er 52 Seiten seiner Notizen auf seiner Webseite veröffentlichte (http://csis.org/publication/russia-and-color-revolution). Seine Aussage lautet zusammengefaßt, das russische Militär gehe jetzt davon aus, daß die Farbrevolutionen eine neue amerikanische und europäische Methode der Kriegführung gegen Rußland und China bei minimalen Kosten und Verlusten darstelle, und all das eröffne dem Terrorismus ganz neue Quellen.

Auch der russische Verteidigungsminister Schoigu betonte, daß die Proteste, die angeblich von der Bevölkerung ausgehen, durch militärische Mittel und irreguläre Kriegführung abgesichert seien. So sei man in Serbien, Libyen, der Ukraine und Venezuela sowie beim sogenannten „Arabischen Frühling“ vorgegangen, der den gesamten nordafrikanischen Raum destabilisiert hat. Mehrere afrikanische Länder stehen aufgrund der Ereignisse in Libyen unmittelbar vor der völligen Zerrüttung, nachdem die Tuareg und andere nach Mali und in andere Länder geflüchtet sind, wo sie den Terrorismus verbreiten.

Der russische Generalstabschef Gerassimow sagte auf der Konferenz ebenfalls, dies sei eine neue amerikanische Methode der Kriegführung. Sie beginne mit nichtmilitärischen Taktiken der Farbrevolution, doch wenn der durch die Erhebungen erreichte Schaden nicht ausreiche, werde offene Militärgewalt eingesetzt, um einen Regimewechsel zu erzwingen, wie man es in der Ukraine oder in Syrien und vielen anderen Ländern gesehen habe.

Der weißrussische Verteidigungsminister Juri Schadobin verwies auf Gene Sharp als Urheber der Farbrevolutionen und betonte, diese Art Revolution würden stets von außen in Gang gesetzt. Und General Sarudnizkij setzte hinzu, der Westen betrachte die Farbrevolutionen als friedliches Mittel für einen Regierungswechsel, aber die Ereignisse im Nahen Osten und in Nordafrika hätten gezeigt, daß militärische Gewalt ein integraler Bestandteil davon sei, und wenn Sanktionen nicht ausreichten, würden Militäroperationen beginnen.

All das ist offenbar völlig gesetzlos. Diese Art der Kriegführung hält sich nicht an die Genfer Konvention, die klare Regeln für einen erklärten Krieg aufgestellt hat, was das alles um so gefährlicher und krimineller macht. Außerdem kommen dabei ausgebildete Terroristen und auch private Sicherheitsfirmen zum Einsatz - wie in der Ukraine, wo Söldner von Blackwater und ACADEMI eingesetzt wurden.

Dieses Vorgehen ähnelt sehr der Beschreibung von John Perkins in seinem Buch Confessions of an Economic Hitman, der dort schildert, wie Regierungen mit verschiedenen Techniken gestürzt werden. Zuerst werden die Länder in die Verschuldungsfalle gelockt, dann werden Bestechungsgelder eingesetzt, und wenn Korruption nicht genügt, wird weiter destabilisiert. Und wenn all das nichts nutzt, kommen militärische Mittel zum Einsatz, was Perkins im einzelnen beschreibt.

Die neue russische und weißrussische Militärdoktrin ist von großer Bedeutung, und die Tatsache, daß man davon nichts in der New York Times liest, bedeutet nicht, daß es sie nicht gibt. Wenn Rußland sagt, Farbrevolutionen seien ein unerklärter Angriffskrieg, bedeutet dies, daß wir uns derzeit im Kriegszustand befinden. Wenn man dazu noch die Lage im Mittleren Osten und im Pazifik nimmt, sollte man es tatsächlich mit der Angst bekommen und etwas dagegen unternehmen, anstatt sich selbstgefällig zurückzulehnen.

NATO-Einkreisung von Rußland und China

All das muß man im Zusammenhang mit der Einkreisungspolitik von NATO und EU gegen Rußland und China sehen, denn auch in der Militärdoktrin der Vereinigten Staaten und der NATO hat es eine Änderung gegeben. Zur Zeit der Krise um die Mittelstreckenraketen Anfang der 80er Jahre - was ja der Kontext für die Gründung des Schiller-Instituts war - galt noch die Doktrin der gegenseitig zugesicherten Zerstörung (MAD), wohinter die Idee stand, der Einsatz von Atomwaffen sei völlig unmöglich, weil dies zur Auslöschung der gesamten Menschheit führen würde. Mittlerweile ist der Westen aber zu einer Erstschlagsdoktrin übergegangen, worauf auch der Aufbau von Raketenabwehrsystemen in Osteuropa basiert, was die Russen scharf verurteilt haben. Darauf baut auch die Prompt Global Strike-Doktrin auf, die davon ausgeht, daß man mit Mitteln des Cyberwar und anderen modernen Technologien hinter die Verteidigungslinien eines feindlichen Landes gelangen und deren Zweitschlagsfähigkeit beseitigen könne. Auch die Air Sea Battle-Doktrin gegen China basiert darauf.

Dahinter steht die utopistische Vorstellung, man könne einen Atomkrieg gewinnen. Es gibt selbst im amerikanischen Militär Kritiker dieser Erstschlagsdoktrin, die zu Bedenken geben, daß auf diese Weise beide Seiten dazu ermuntert würden, einen Erstschlag zu führen, denn wenn man zu lange warte, sei man wehrlos, so daß es besser sei, selbst den ersten Schlag zu führen.

Schon vor zwei Jahren hatte der damalige russische Präsident Medwedew auf der Moskauer Sicherheitskonferenz und auch auf einem rechtswissenschaftlichen Forum in St. Petersburg davor gewarnt, daß die westliche Politik, die sich des Vorwandes humanitärer Interventionen bedient, zu regionalen Kriegen führe, bei denen auch Kernwaffen eingesetzt werden könnten. Auf der gleichen Konferenz sagte der damalige russische Generalstabschef Nikolai Makarow, Rußland werde den Ausbau des amerikanischen ABM-Systems in seine dritte und vierte Phase nicht akzeptieren, denn dadurch erhielten die USA eine Erstschlagsfähigkeit, die Rußland keine Verteidigungsmöglichkeit mehr ließe.

Im Vergleich zu diesen Äußerungen vor zwei Jahren bedeutet die neue russische Militärdoktrin eine sehr deutliche Verschärfung, denn darin wird jetzt bestätigt, was wir schon seit vielen, vielen Jahren veröffentlichen.

Faßt man alles, was ich bisher gesagt habe, in einem Bild zusammen, so kann man nur zu dem Schluß kommen: Wir stehen am Rande des Dritten Weltkriegs und damit der Auslöschung der Menschheit. Darüber brauchen wir dringend eine internationale Debatte! Farbrevolutionen müssen für absolut illegitim erklärt werden. Wir müssen mit der Farce aufhören, daß diese Leute überall auf der Welt militärisch intervenieren und das dann „Demokratie“, „Freiheit“ und „Menschenrechte“ nennen, wo es in Wahrheit Mord, Verbrechen, Terrorismus und Angriffskrieg ist.

Wenn jemand in einem offiziell erklärten Krieg getötet wird, mag das schrecklich und tragisch sein, aber es gelten hierbei international anerkannte Regeln wie die der Genfer Konvention. Wenn aber jemand in einem unerklärten Krieg getötet wird, ist das Mord. Wer einen Angriffskrieg anzettelt, ist ein Nürnbergverbrecher.

Der Umstand, daß wir uns bereits in einer Art globalem Krieg befinden, bedeutet, daß wir auf einem Pulverfaß sitzen, dessen Lunte bereits an mehreren Stellen - der Ukraine, im Mittleren Osten, im Pazifik - brennt. Die Frage ist: Können wir die Lunte noch rechtzeitig austreten, bevor die Menschheit sich selbst zerstört?

Die Alternative ergreifen

Glücklicherweise verfügen wir über eine alternative Möglichkeit, die in dem liegt, wofür die LaRouche-Bewegung seit 39 Jahren kämpft. Erstmals 1975 hat Lyndon LaRouche gefordert, den IWF durch eine Internationale Entwicklungsbank zu ersetzen, und seit 25 Jahren liegt das Konzept der Eurasischen Landbrücke auf dem Tisch.

Die gute Nachricht ist, daß auch die chinesische Regierung die Eurasische Landbrücke bzw. die Neue Seidenstraße auf den Tisch gelegt hat. Auf einer Konferenz in Kasachstan letzten September und jetzt auf dem jüngsten russisch-chinesischen Gipfeltreffen haben Xi Jinping und Putin nicht nur ein 30jähriges Gasgeschäft abgeschlossen, über das in den Medien viel geredet wurde, sondern sie haben sich auch auf 46 gemeinsame Projekte entlang der Seidenstraße geeinigt.

Die Tatsache, daß es auf der höchsten Ebene, nämlich zwischen den beiden Präsidenten, eine Vereinbarung über Zusammenarbeit gibt, läßt hoffen, daß sich auch auf unterer und regionaler Ebene die noch bestehenden Spannungen überwinden lassen.

Während das transatlantische System kurz vor dem finanziellen Zusammenbruch steht, entwickelt sich entlang der Neuen Seidenstraße sehr schnell eine ungeheure Dynamik. Der neue indische Premierminister Narendra Modi hat seine Absicht erklärt, mit Rußland und China umfassend an der Neuen Seidenstraße zusammenzuarbeiten und so eine Nord-Süd-Erweiterung zu erreichen. Der chinesische Außenminister Wang Yi war kürzlich in Indien und hat dem Land die volle Unterstützung bei Entwicklungsprojekten zugesichert, um das Schienen- und Autobahnnetz zu erweitern, Industrieparks anzulegen und viele Kernkraftwerke in Indien zu bauen.

Währendessen war auch der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang in Bukarest, wo er mit 16 Staatschefs aus Mittel- und Osteuropa zusammengetroffen ist und angekündigt hat, daß China in dieser Region ein Hochgeschwindigkeitsbahnnetz bauen wolle - etwas, wozu die EU offensichtlich nicht in der Lage ist. Er reiste auch in mehrere afrikanische Länder, wo er versprach, daß China alle afrikanischen Hauptstädte mit einem System von Schnellbahnen miteinander verbinden werde. Und nach dem kommenden BRICS-Gipfel im Juli wollen Xi Jinping und Putin eine Tour durch Lateinamerika antreten, um ganz Iberoamerika in das Konzept der Neuen Seidenstraße/Weltlandbrücke einzubinden.

Das ist die einzige Hoffnung, um Krieg und Terrorismus zu stoppen, der sich jetzt im Mittleren Osten ausbreitet, und zu verhindern, daß er nach Europa, Asien und Afrika übergreift. Auf einer Konferenz des Schiller-Instituts, die wir im November 2012 ebenfalls aufgrund der zunehmenden Kriegsgefahr einberufen hatten, legten wir einen umfassenden Entwicklungsplan für die Eurasische Landbrücke vor - für die gesamte Region zwischen Afghanistan und dem Mittelmeer, Zentralasien und dem Golf.

Betrachtet man sich die Landkarte von der afrikanischen Atlantikküste bis hin zur arabischen Halbinsel und weiter nach China, sieht man ein riesiges Wüstenband. Fast der gesamte Nahe Osten ist eine Wüste, und die einzige Hoffnung für Frieden in dieser Region ist die Begrünung der Wüste, indem man Wasseradern anzapft, Flüsse umleitet und große Mengen Meerwasser entsalzt, indem man die Kernkraft friedlich nutzt. Und man muß hoffen, daß Rußland, China, Indien, Iran und einige europäische Länder, die sich vom Joch der EU-Kommission befreien, bald auch mit einem veränderten Amerika zusammenarbeiten können, um Entwicklung zum neuen Wort für Frieden zu machen.

Vor kurzem hat in Duschanbe (Tadschikistan) eine zweitägige Konferenz des Zentralasiatischen Expertenclubs für Eurasische Entwicklung stattgefunden, auf der der Direktor des Zentrums für Strategische Studien, Sayfullo Safarow, und auch Juri Krupnow vom Aufsichtsrat des Russischen Instituts für Demokratie, Migration und Regionalentwicklung gesprochen haben. Sie stellten ein wirtschaftliches Entwicklungsprogramm für die Abschaffung des Drogenanbaus in Afghanistan vor. Ein ganz ähnliches Programm hatte [der russische Anti-Drogen-Beauftragte] Victor Iwanow bereits im März in Moskau vorgeschlagen, welches dann erneut auch in Islamabad als Entwicklungsprogramm für Pakistan und Afghanistan präsentiert wurde.

Juri Krupnow nannte mehrere wichtige Entwicklungsbereiche für Afghanistan: Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung, Maschinenproduktion, die Verkehrsinfrastruktur, den zügigen Bau von Wasserkraftwerken am Pjandsch-Fluß sowie die wissenschaftliche und technologische Ausbildung. Auf der Konferenz wurde außerdem beschlossen, mit präventiven Maßnahmen ein ukrainisches Szenario in der Region abzuwenden.

Das Schiller-Institut und die LaRouche-Bewegung entwickeln solche Programme bereits seit 50 Jahren. Sehr wichtig dabei war das sogenannte „Produktive Dreieck“ für Ost- und Westeuropa, das dann nach dem Zerfall der Sowjetunion zur Eurasischen Landbrücke ausgeweitet wurde und heute zur Weltlandbrücke geworden ist. Dieses Programm, das im Grunde ein Wiederaufbauprogramm für die gesamte Weltwirtschaft ist, wird bereits Realität und bedeutet eine sehr konkrete Perspektive für alle Nationen auf der Welt.

Das Problem ist, daß das Britische Empire weiterhin die Vereinigten Staaten beherrscht. Herr LaRouche hat in letzter Zeit wiederholt erklärt, der einzige Weg, den dritten Weltkrieg zu stoppen, sei es, daß die USA zu ihrem verfassungsmäßigen Charakter als Republik zurückkehren - was eine Veränderung der Regierung erfordern dürfte, wovon wir später noch hören werden.

Herr LaRouche hat hierzu ein Vier-Punkte-Programm vorgelegt - ein wissenschaftliches Dokument, das in das Gesetzgebungsverfahren der Vereinigten Staaten eingehen muß.

Bail-in vs. Glass-Steagall

Das sind keine theoretischen Fragen, denn das transatlantische Finanzsystem steht kurz vor dem Kollaps. Es ist noch viel, viel bankrotter als 2008. Die Europäische Zentralbank hat kürzlich sogar Negativzinsen eingeführt, woraufhin der Leiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, Straubhaar, ein sehr konservativer Ökonom, vom „Ende des Kapitalismus“ sprach.

Darüber hinaus wird in Europa und den Vereinigten Staaten der sog. „Bail-in“ nach dem Zypern-Modell vorbereitet. Wir haben allerdings ausgerechnet, daß selbst eine Enteignung sämtlicher Konten in Europa und den USA - ein Haircut sämtlicher Besitzer von Spar- und Geschäftseinlagen - lediglich 1% der Summe aller offenen Derivatverträge einbrächte. Wir haben es somit mit der Gefahr eines plötzlichen Kollapses der Realwirtschaft zu tun, und ich habe den Verdacht, daß so etwas nur unter Kriegsbedingungen gehandhabt werden könnte - oder zumindest hoffen diese Leute darauf.

Deswegen sagt Herr LaRouche, die einzige Hoffnung, diese Gefahr zu stoppen, sei es, das Empire abzuschaffen - jenes Monster, das sich nach dem Kollaps der Sowjetunion entwickelt hat. Das gehe nur, wenn man die Wall Street für bankrott erklärt, das Glass-Steagall-Gesetz wiedereinführt, genauso wie Franklin D. Roosevelt es getan hat, und dann ein Nationalbankprogramm in der Tradition von Alexander Hamilton beginnt, um das jetzige monetaristische System durch das amerikanische Wirtschaftssystem zu ersetzen.

Alle diese Schritte müssen aus der Perspektive des vierten Punkts von LaRouches Konzept umgesetzt werden, d.h. von der Idee Wladimir Wernadskijs, der praktisch ein neues Evolutionsgesetz des Universums aufgestellt hat: Nämlich daß die Noosphäre, der Einfluß menschlicher Erkenntnisse und Erfindungen, in der Biosphäre immer vorherrschender und die menschliche Kreativität im Universum immer wirksamer wird.

Ein neuer Wissenschaftsstandard

Damit wird ein ganz neuer Standard für die Naturwissenschaft gesetzt. Der Mensch ist die einzige Gattung, die mit schöpferischer Vernunft begabt ist, und er unterscheidet sich von allen anderen Lebewesen dadurch, daß er das Feuer zähmen kann - kein Tier ist dazu in der Lage. Der Mensch erhöht seine Kontrolle über die Naturkräfte durch einen beständigen Prozeß von Entdeckungen, der mit einer immer höheren Energieflußdichte einhergeht, welche im Produktionsprozeß eingesetzt wird. Diese Fähigkeit des Menschen hat zu einer Steigerung der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte geführt, und diese muß deshalb zum Maßstab für die Realwirtschaft werden, um zu entscheiden, ob eine Investition sinnvoll ist oder nicht.

Der inzwischen verstorbene russische Wissenschaftler Pobisk Kusnezow hatte vor mehreren Jahren auf einer Wissenschaftstagung angeregt, daß Herr LaRouche für diese Entdeckung geehrt werden müsse, und hat deshalb vorgeschlagen, die potentielle relative Bevölkerungsdichte mit dem Kürzel „La“ für „LaRouche“ zu bezeichnen - genauso wie andere Entdecker und Erfinder ihren Namen für neue Konzepte wie „Watt“, „Ampere“ usw. gegeben haben.

Menschlicher Fortschritt ist die Absicht des Universums! Er ist ein physikalisches Prinzip und er ist das Gesetz des Universums selbst. Wernadskij selbst fußte auf Nikolaus von Kues, dem großen Denker des 15. Jahrhunderts, der als erster das biogenetische Gesetz der Evolution entdeckte. Er hat als erster zwischen dem Anorganischen, dem Organischen oder Biologischen und der dritten Ebene, der schöpferischen Vernunft, unterschieden. Er definierte noch eine vierte Ebene, den Schöpfer. Er sagte, die Evolution im Universum verläuft so, daß jede Gattung ihre Eigenart nur dann voll entfalten könne, wenn sie zumindest an einer Stelle an der nächsthöheren Gattung Teil hat.

Die Evolution verläuft nach Cusa somit nicht von unten wie nach dem Darwinschen Prinzip des Überlebens des Stärkeren, sondern von oben her. Die höhere Ebene reißt die untere nach oben - fast so, wie in einem gewaltsamen Aufwärtsziehen. Deshalb kann man den höheren Bereich auch nicht mit dem Maßstab des unteren messen; man kann den biologischen Bereich nicht mit dem Maßstab des anorganischen messen, und man kann den menschlichen Geist nicht mit den Werkzeugen der biologischen Sphäre messen. Das menschliche Prinzip der Aufwärtsentwicklung, der steigenden Kraft der Noosphäre, ist somit der einzige Maßstab, um die menschlichen Angelegenheiten zu messen.

In seinem vierten Punkt sagt LaRouche: Der Mensch ist der einzige wahre Maßstab für die Menschheit im Universum, und diese Idee muß die praktische Anleitung in der physischen Ökonomie sein.

Cusa sprach diese Vorstellung bereits dadurch an, daß er sagte, der Schöpfer habe das reale Universum geschaffen, aber nachdem er den Menschen geschaffen hatte, setzte der Mensch die Schöpfung des Universums als imago Dei durch seine vis creativa, seine schöpferischen Fähigkeiten, fort.

Das heutige imperiale System der Globalisierung und des Monetarismus hat das Problem, daß es die Menschheit von der Ebene des Organischen bzw. Anorganischen, vom Standpunkt des Geldes bemißt. Deswegen führt es zu so unmenschlichen Ergebnissen. Was für die Weltlandbrücke und die Neue Seidenstraße als Synonym steht, ist die bewußte Entscheidung für die nächste Phase der Aufwärtsentwicklung der Menschheit, denn viele Nationen müssen auch bei der bemannten und unbemannten Raumfahrt, der Besiedlung des sogenannten „nahen Auslandes“ im Weltraum zusammenarbeiten. Das ist die Schlußfolgerung der Weltlandbrücke.

Bereits im 15. Jahrhundert sagte Nikolaus von Kues, jeder einzelne Mensch vollziehe in seinem Geiste die gesamte Evolution nach, und wenn er sich darüber bewußt werde, könne er mit absoluter wissenschaftlicher Genauigkeit bestimmen, was der nächste notwendige Entdeckungsschritt sein müsse. Deswegen hat LaRouche, der das Konzept der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte entwickelt hat, welches mit der absoluten Notwendigkeit steigender Energieflußdichten im Produktionsprozeß einhergeht, festgestellt, daß die Menschheit diese Krise nur überwinden könne, wenn wir ein Crashprogramm für die Entwicklung der Kernfusion einleiten. Nur dann besteht Hoffnung, daß die Menschheit als Gattung im Universum eine Zukunft hat, denn unser Planet ist nicht nur die Erde an sich, sondern wir sind umgeben von einem Sonnensystem, und dieses wiederum von einer Galaxie, und den Herausforderungen, die sich daraus ergeben, müssen wir uns stellen.

Eine Welt ohne Imperien

Wir müssen also eine Situation schaffen, wo das wahre Selbstverständnis der Menschheit das einer kreativen Gattung ist. Wenn wir überleben wollen, müssen wir unsere Institutionen von der imperialen Oligarchie befreien, die satanisch geworden ist. Krieg darf kein Mittel der Konfliktlösung mehr sein. Krieg muß deshalb verboten, geächtet, getilgt, verbannt und verworfen werden. Mit einer internationalen Kampagne muß genau das erreicht werden.

Die Anstifter dieses Kriegs müssen vor Gericht gestellt werden, und ich schlage dafür ein Nürnberger Tribunal vor. Selbst der britische Innenminister Norman Baker sagte mit Blick auf den Irak, daß es die Intervention von Blair und Bush war, die das Land zerstört und für Extremisten geöffnet hat, und was man heute im Irak sehe, sei das Erbe Tony Blairs.

Blair bemüht sich derzeit darum, neuer Präsident der Europäischen Kommission zu werden, indem er Intrigen spinnt, damit [Jean-Claude] Juncker diesen Posten nicht bekommt. Ich bin fest entschlossen, und rufe Sie alle auf, dabei zu helfen, daß es dazu nicht kommt, sondern daß Blair einen ganz anderen Platz bekommt, zwar weniger komfortabel, aber dafür sicher. Wer immer diesen Mann, der in meinen Augen ein Kriegsverbrecher ist, unterstützt, erfüllt selbst nicht die erforderlichen moralischen Werte.

Wir befinden uns somit in einer ungeheuren Lage, und nachdem ich 40 Jahre lang der LaRouche-Bewegung angehöre und dabei auch so manche unangenehme Erfahrung gemacht, habe, wovon Ramsey [Clark] auch so einiges weiß, kann ich nur sagen, daß sich die Welt in großer Gefahr befindet. Ich kann niemandem die Garantie geben, daß wir in ein paar Wochen oder Tagen noch am Leben sind, denn die Lage ist sehr, sehr gefährlich.

Dennoch kann ich Ihnen sagen, daß ich nie meinen tiefen Optimismus in den wahren Charakter des Menschen verloren habe, und ich glaube, Leibniz hatte völlig recht, als er sagte, ein großes Böses bringe in den Menschen eine noch größere Sehnsucht und Kraft nach dem Guten hervor. Nach 30 Jahren Schiller-Institut glaube ich deshalb nach wie vor: „Jetzt kommt die Schillerzeit!“

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