Ein neues Periodensystem der kosmischen Strahlung
23. April 2010 •

[Die menschliche Zivilisation steht an der Schwelle zu einem vollkommen neuen Verständnis des Universums. Es wird sehr bald deutlich sein, daß die Effekte kosmischer Strahlung auf praktisch alle Aspekte wissenschaftlicher Arbeit Einfluß nehmen werden. Aber diese Erkenntnis erfordert die Abkehr vom derzeitig vorherrschenden Positivismus in der Wissenschaft.

Von Peter Martinson

Max Planck begann seine Vorlesungsreihe über Thermodynamik, die er 1909 an der Columbia University in New York hielt, mit der Feststellung, daß die Grundlage aller physikalischen Forschung in unseren Sinnesempfindungen enthalten sei. Unsere Vorstellungen von Grundprinzipien wie der Kraft werden den einzelnen Sinnen des Menschen entnommen. Nach dieser Anschauung bestehe die Aufgabe der Wissenschaft „nur in der erfahrungsgemäßen Verknüpfung von Sinnesempfindungen zu bestimmten Gesetzen.“ Die Gesetze selbst würden dann immer mehr mit der Erfahrung in Übereinstimmung gebracht.

Aber diese Darstellung war nur eine Falle, die Planck seinen Zuhörern stellte, denn er fuhr fort und erklärte: „Die Auffassung – meine Herren – hat noch niemals zu irgendeinem Fortschritt der Physik geführt.“ Sinnesempfindungen mit Hilfe der Mathematik miteinander in Beziehung zu setzen und aus diesen Beziehungen logische Ableitungen zu ziehen, kann zwar sehr interessant sein, aber daraus allein wird sich niemals die Entdeckung eines neuen Prinzips ergeben. Die Erzeugung neuen Wissens über das Universum kommt aus einer Welt, die sich von der der Sinneswahrnehmung grundlegend unterscheidet, zu der aber der menschliche Geist Zugang hat.

Insbesondere wollte Planck mit seinen Vorlesungen das Lehrgebäude der sogenannten Positivisten angreifen. Seitdem er nämlich die Hypothese des Wirkungsquants aufgestellt hatte, forderten die positivistischen Wissenschaftsfeinde immer radikaler, Wissen dürfe nur auf dem basieren, was sich messen lasse. Sie gingen sogar soweit zu behaupten, daß Vorgänge, die nicht meßbar seien, gar nicht existierten. Für die Positivisten gab es somit auch die von Planck angesprochene Welt menschlicher Kreativität gar nicht.

Die Debatte über die Existenz und die Wißbarkeit von Prinzipien, die physikalischen Phänomenen zugrunde liegen, hält bis auf den heutigen Tag an; allerdings sieht es so aus, als wenn die Positivisten dabei die Oberhand gewonnen hätten.1 Inzwischen braut sich jedoch in der Wissenschaft eine von Lyndon LaRouche angeführte Revolution zusammen, um diese geistige Infektion des Positivismus zu vertreiben.

Diese Revolution läßt sich unter dem Oberbegriff der kosmischen Strahlung fassen, d.h. es wird die Beziehung zwischen dem untersucht, was Wladimir Wernadskij „lebende Materie“ nannte, und jenem kosmischen Energiephänomen, das heute unter der breiten Bezeichnung kosmische Strahlung bekannt ist. Bevor wir uns jedoch dieser Herausforderung im Rahmen einer bemannten Mission zum Mars stellen können, muß Präsident Obama, jene Schande für die Vereinigten Staaten, aus dem Amt entfernt sein, damit nicht noch die letzten Überreste des bemannten amerikanischen Raumfahrtprogramms und damit der beste Zugang zu wirklicher Wissenschaft verschwinden.

Wie LaRouche und andere Experten auf diesem Gebiet mehrfach betont haben, muß für ein solches Vorhaben überlegt werden, den Raum zwischen den beiden Himmelskörpern in beschleunigter Bewegung zu überwinden. Die Positivisten machen an dieser Stelle den Einwand, daß dieser zu durchquerende Raum leer sei. Die Marsreisenden in einer Flotte kernfusionsgetriebener Raumschiffe werden jedoch sagen: „Dieser Raum ist alles andere als leer; er ist ungefähr genauso leer wie das offene Meer, auf dem Seefahrer Karten mit Schiffahrtswegen angefertigt haben, außerhalb derer zu fahren es entweder gefährlich oder sogar unmöglich ist.“ Die Frage lautet daher, aus was besteht dieses offene Meer des interplanetaren Raums und wie wird es sich für unsere Nachfahren im Beschleunigungsflug ihrer Raumschiffe darstellen?

Positivisten und andere Gegner der Vernunft aufgepaßt! Das Studium der kosmischen Strahlung wird euch zu einer Randnotiz der Weltgeschichte machen, während sich die Menschheit auf den Weg zu den Sternen befindet!

In diesem kurzen Bericht werde ich kosmische Strahlung an Hand der von Planck und Einstein aufgeworfenen Probleme definieren und anschließend einige lohnende Forschungsbereiche aufzeigen.

Ein Meilenstein, den es auf diesem neuen Feld zu erreichen gilt, ist die Erweiterung und Neudefinition eines Periodensystems des Universums. Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte Dmitri Mendelejew in einem genialen Gedankengang das heutige Periodensystem der Elemente geschaffen, welches ihm erlaubte, die Entdeckung von damals noch unbekannten Elementen vorherzusagen. Seit seinem Tod wurde das System erweitert, aber es hat dabei nie seine Gültigkeit verloren. Damit verhält es sich genauso wie das von Johann Sebastian Bach geschaffene wohltemperierte System des Kontrapunktes, welches in der Musik bis hin zu Johannes Brahms und Robert Schumann der gängige Standard war, indem es eine ganze Welt verschiedener musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten schuf, die es vorher nicht gab. Anstatt heute Mendelejews Periodensystem zu verwerfen, ist es an der Zeit, es als Teil eines größeren Systems zu verstehen, welches sich kosmische Strahlung nennt.

Was ist kosmische Strahlung?

Zunächst sollten wir einen kurzen Überblick geben, was wir überhaupt unter „kosmischer Strahlung“ verstehen.

Als Ausgangspunkt sei festgestellt, daß Wladimir I. Wernadskij das gesamte Universum in energetische und materielle Phänomene eingeteilt hat. Energetische Phänomene sind in der Regel für unsere Sinne nicht wahrnehmbar, nur ihre Effekte sind überaus spürbar. Dazu gehören verschiedene Felder – elektrische, magnetische und Gravitationsfelder, wie sie im Sonnensystem und anderswo zu finden sind –, aber auch die elektromagnetische Strahlung des gesamten Frequenzspektrums. Materielle Phänomene auf der anderen Seite treten auf, wenn man zum Beispiel gegen einen Baum fährt; auch die Entstehung von Kristallstrukturen und die chemischen Eigenschaften allgemeiner Materiezustände gehören dazu. Danach würde man auch die von Victor Hess entdeckte kosmische Strahlung in Form extrem schneller Kerne aller Atome des Periodensystems als materielle Phänomene einstufen.

Unser eigener biologischer Sinnesapperat ist so eingerichtet, daß er Wechselwirkungen zwischen dem Materiellen und dem Energetischen wahrnehmen kann. Während Sie zum Beispiel diese Seite hier lesen, welche ein materieller Gegenstand ist, wird Licht davon direkt in Ihr Auge reflektiert. Ihr Augen nehmen jedoch nicht das Licht an sich wahr, sondern ein Blatt Papier, auf dem Wörter stehen. Das Licht übermittelt also Signale von dem Papier an Rezeptoren im Auge, welche diese Signale in eine andere Form umwandeln, so daß sie ans Hirn weitergeleitet werden können. Dort kann das Signal geistig interpretiert werden, auch wenn dieses optisch nur wenig Ähnlichkeit mit dem Blatt Papier hat, wie man es sich vorstellt. Aber das energetische Lichtsignal, das selbst nicht gesehen werden kann, meldet den vor uns befindlichen materiellen Gegenstand an den ebenfalls materiellen Gegenstand unserer biologischen Sinnesorgane.

Die Begriffe „materiell“ und „energetisch“ sind also klar definiert: Materiell sind die Dinge, die man wahrnehmen kann, und energetisch ist, warum man sie wahrnehmen kann. Energetische Phänomene sind im allgemeinen kontinuierlich, während materielle Phänomene in der Regel diskret sind. Denn wer würde schon das von einer Glühbirne abgestrahlte Licht mit der Glühbirne selbst verwechseln?

Aber sind diese beiden Begriffe wirklich so klar von einander zu trennen, wie es hier den Anschein hat?

Das wichtigste und zugleich am besten untersuchte energetische Phänomen ist das Licht. Wissenschaftler wie Christian Huyghens, Thomas Young und Augustin-Jean Fresnel stellten fest, daß Licht nicht aus kleinen Teilchen besteht, die in geraden Linien von der Lichtquelle ausgesendet werden, sondern daß Licht vielmehr einer Wellenbewegung folgt. Das wurde mit Experimenten über die Interferenz von Lichtwellen eindeutig bewiesen (siehe nebenstehenden Kasten). Dieses Konzept erforderte (und erfordert nach Auffassung des Autors nach wie vor) ein materielles Substrat, in welchem sich diese Welle fortpflanzen kann, genauso wie eine Wasserwelle notwendigerweise die Existenz von Wasser voraussetzt. Denn was wäre die Welle ohne das Wasser? Genauso verbreitet sich Licht als raumfüllende, kontinuierliche Wellenstruktur, die nie einen spezifischen Ort hat. Jeder „Lichtpunkt“ repräsentiert dabei eine konstruktive Interferenz zwischen Wellen.

Als sich Max Planck jedoch daran machte, die Gesetzmäßigkeiten der von einem warmen Körper abgegebenen Strahlung herauszufinden, deren Frequenz von der Temperatur des Köpers abhängt, mußte er dem vermeintlich kontinuierlichen Lichtphänomen eine diskrete Form geben. Er zeigte, daß es bei der Umwandlung materieller Schwingungsvorgänge in elektromagnetische Strahlung eine kleinste Wirkgröße gab, die auf diese Weise umgewandelt werden kann; diese nannte er Quant. Das wäre genauso, als wenn man beim Auto den Gashebel soweit herunterdrücken würde, bis man genug Gas gibt, um 10 km/h fahren zu können, und das Auto erreichte sofort diese Geschwindigkeit, ohne jemals 5 km/h gefahren zu sein. Die kleinste Energiemenge, die durch die Strahlung umgewandelt werden konnte, war proportional zu ihrer Frequenz. Demzufolge mußten Licht und alle anderen energetischen Phänomene auf sehr kleinem Maßstab die Eigenschaften eines diskreten Teilchens besitzen – d.h. Kontinuität des vermeintlichen Wellenphänomens war nicht mehr gegeben.

Obwohl versucht wurde, Plancks Hypothese einfach zu ignorieren, zeigten mehr und mehr Experimente weltweit genau das von Planck vorhergesagte Paradox. Letztlich war es Einstein, der 1905 die verfahrene Situation bereinigte, indem er aufzeigte, daß der photoelektrische Effekt ausreichend erklärt werden könnte, wenn man annimmt, daß durch Licht Energie auf abgegebene Elektronen in Form von Quantenpaketen übertragen wird. Bei steigender Lichtstärke wurde kein Anstieg der kinetischen Energie der abgegebenen Elektronen beobachtet. Somit erhält jedes Elektron eine spezifische Stoßmenge, die mit einer einzelnen Quantenübertragung übereinstimmt. Diese spezifische Stoßmenge ändert sich nur, wenn man die Frequenz des Lichtes änderte.

Das war also ein Beispiel für ein energetisches Phänomen, das sich wie ein diskreter Gegenstand verhält.

Was ist nun Materie? Ganz ähnliche Paradoxe tauchten auch bei der Untersuchung zahlreicher atomarer Phänomene auf, besonders bei den Spektren von Elementen und ihren Isotopen und Ionen. Louis de Broglie übernahm von Planck die Hypothese eines harmonisch organisierten Universums und entwickelte eine Wellenstruktur für Elementarteilchen, wie einem Elektron. Er sagte voraus, daß ein auf ein dünnes Kristall gerichteter Elektronenstrahl – wobei der Abstand zwischen den Atompunkten des Kristalls mit der „Wellenlänge“ des Elektronenstrahls vergleichbar ist – ein Interferenzmuster auf der anderen Seite des Kristalls erzeugen würde, wie es auch bei einem Lichtstrahl auftritt. Experimente, die mit einem solchen Elektronenstrahl durchgeführt wurden, bestätigten de Broglies Berechnungen genau. Somit besitzt sämtliche Materie, selbst kleine Elektronen, wie Licht und alle übrigen energetischen Phänomene eine Wellencharakteristik.

Wenn also Elektronen, angeblich winzige Teilchen, dazu gebracht werden können, sich wie ein nicht lokalisiertes Wellenphänomen zu verhalten, was sind sie dann? Was ist dann überhaupt Materie und wie unterscheidet sie sich von energetischen Phänomenen? Wenn materielle und energetische Phänomene die Eigenschaften von Teilchen und raumfüllenden Wellenfunktionen besitzen, wie kann man dann ernsthaft behaupten, daß der Raum zwischen den Planeten, der von einer großen Vielzahl unterschiedlicher Strahlen angefüllt ist, leer ist? Er ist genauso leer wie die Köpfe der heute typischen Physikprofessoren!

Das neue Periodensystem

Diese Überlegung muß bei der Untersuchung der kosmischen Strahlung und ihrer Beeinflussung des Lebens eine zentrale Rolle spielen. Die Lebewesen auf unserer Erde sind nicht angepaßte, hyperaktive Kombinationen toter Chemikalien. Sie repräsentieren vielmehr den organisierten Ausdruck einer universellen Phase physikalischer Raumzeit, in der sich Materie anders verhält als im unbelebten Bereich. Verfügt lebende Materie ebenso über die Möglichkeit, sich gleichzeitig als Feld und Teilchen zu zeigen oder muß sie vor den Quantenparadoxen, die die Positivisten in den letzten hundert Jahren so geärgert haben, in den Hintergrund treten? Das wäre meiner Ansicht nach eine üble Herabsetzung einer gesamten Kategorie der göttlichen Schöpfung!

Der Prozeß der Photosynthese ist nur ein, wenn auch ein sehr wichtiges Beispiel für die Wechselwirkung zwischen lebender Materie und kosmischer Strahlung. Wir werden weiter unten Forschungsgebiete beschreiben, die zeigen, daß diese Wechselwirkung vielleicht sogar ein Hauptausdruck des Lebens im Universum ist. Es könnte sich sogar als unzutreffend herausstellen, von einer „Wechselwirkung zwischen Leben und kosmischer Strahlung“, anstatt einfach von „kosmischen Lebensprozessen“ zu sprechen. Anstatt die Biosphäre als separate Einheit zu betrachten, die mit kosmischen Phänomenen reagiert, könnte es viel zutreffender sein, kosmische Strahlung generell und universell als einen Aspekt des Lebens im Universum zu betrachten; dann wäre das Leben auf der Erde selbst untrennbar mit kosmischer Strahlung verbunden. Wie sich kürzlich einer unserer Mitarbeiter ausdrückte, wäre die Erforschung des Lebens unter Abschirmung der Strahlung wie die Untersuchung eines Whirlpools ohne Wasser.

Kosmische Strahlung läßt sich in verschiedene Kategorien unterteilen, so in verschiedene Felder (elektrische, magnetische, gravitative, morphogenetische usw.), den Bereich des elektromagnetischen Spektrums (Radiowellen, Mikrowellen, Infrarotstrahlung, sichtbares Licht, ultraviolette Strahlung, Röntgenstrahlen, Gammastrahlen usw.) und sogenannte energiereiche Teilchen (kosmische Strahlen, radioaktive Zerfallsprodukte usw.). Jede dieser Kategorien muß zudem in ihrem Wirkbereich von Wernadskijs drei Phasenräumen betrachtet werden: der Lithosphäre, der Biosphäre und der Noosphäre. Zum Beispiel ist ultraviolettes Licht auf rein chemischer Ebene beim Lösen chemischer Verbindungen aktiv, aber es ist auch bei lebenden Prozessen wie dem Sehorgan von Insekten wirksam; der Mensch wiederum benutzt es auf ganz andere Art bei der Untersuchung verschiedener organischer Systeme wie Chlorophyll mit Hilfe von UV-Fluoreszenz-Experimenten. Diese drei unterschiedlichen Erscheinungen müssen als verschiedene Phasen, allerdings im selben Wellenlängenbereich, eingestuft werden.

Hiervon ausgehend kann man damit beginnen, zwischen verschiedenen Elementengruppen Harmonien herzustellen. Mendelejew hatte zu seiner Zeit das Periodensystem geschaffen, indem er die zunehmende Masse der Elemente entsprechend ihren chemischen Eigenschaften anordnete. In der Tradition von Mendelejews „Notizzettel-Methode“ könnte man in einem ersten Schritt die Eigenschaften eines solchen Strahlungskatalogs zusammentragen, darunter deren Beziehungen zu der lebenden und kognitiven Phase der Raumzeit.

Mendelejews Periodensystem der Elemente war unvollständig, wie er sicher bereitwillig zugeben würde, wäre er heute noch am Leben. Zum Beispiel gibt es keine geeignete Möglichkeit, in diesem System die Unzahl von Isotopen darzustellen; noch weniger ist es möglich, die Entstehung von Elementen oder Isotopen aufzuzeigen. William Draper Harkins nahm sich 1917 dieser Frage an und stellte fest, das die kosmische Verbreitung der Elemente in einer Weise variiert, daß die geradzahligen Elemente wesentlich häufiger vorkommen als die ungeradzahligen. Er schloß daraus richtig, daß die Häufigkeit sich nicht nach der Masse richte, sondern nach „Faktoren, die bei Entstehung und Zerfall der Atome eine Rolle spielen.“ Somit gibt es in Mendelejews Periodensystem bisher keine Möglichkeit, die Evolution der Isotope durch die Stadien verschiedener radioaktiver Zerfallsreihen darzustellen.

Mendelejews Schüler Wernadskij entwickelte daher die Hypothese, daß ein neues System zur Ordnung der Elemente entwickelt werden könnte, wenn man die durch die Aktivität von Lebewesen bewirkte Verteilung von Mineralien in der Erdkruste als entscheidendes Kriterium berücksichtigte. Wernadskij kritisierte Frank Wigglesworth Clarkes ansonsten sehr brauchbare geochemische Tafel, weil darin genau dieser Aspekt fehlt und weil Clarke davon ausging, daß die Verteilung der Elemente nur geochemische und nicht biogeochemische Ursachen habe.2 Wernadskijs Ansicht fand weitere Bestätigung, als man herausfand, daß Lebewesen in der Biosphäre aktiv bestimmte Isotope von Elementen auswählen, was darauf schließen läßt, daß lebende Materie in der Lage ist, auf Grundlage von Kriterien zu selektieren, die nicht rein chemisch sind. Ein neues Periodensystem der Elemente muß daher unbedingt die bestimmende Rolle von Lebensprozessen bei der Bewegung und Umwandlung sämtlicher Materie berücksichtigen.

Wir gehen noch einen Schritt weiter. Alle lebenden Prozesse beruhen maßgeblich auf dem gesamten Spektrum der kosmischen Strahlung, wie es die Photosynthese als bekanntestem Beispiel zeigt. Daher kann und muß das bisherige Periodensystem zu einem neuen System umgestaltet werden, das als entscheidendes Element die Transformationseffekte der kosmischen Strahlung in den drei Phasenräumen des Universums – dem Unbelebten, dem Leben und der bewußten Erkenntnis – enthält. Mendelejews Erkenntnisse waren ungeheuer wichtig, allerdings waren sie durch den Stand der damaligen wissenschaftlichen Möglichkeiten begrenzt. Mehr als ein Jahrhundert nach ihm stehen wir heute kurz davor, vielleicht den Rest des Universums in seine Arbeit zu integrieren. Wie LaRouche sagte, können wir uns nun daran machen, das Universum zu gestalten.

Die Gestalt des Lebens

Abschließend wollen wir uns mit einem Beispiel „kosmischer Lebensprozesse“ beschäftigen, dem sehr bald weitere folgen werden.

Der russische Molekularbiologe Alexander Gurwitsch hat gezeigt, daß in der Entwicklungsphase eines Organismus durch Wechselwirkung mit anderen Zellen, die sich selbst in aktiven Mitosephasen befinden, Zellteilungen ausgelöst werden können. Dabei entdeckte er, daß an diesem Vorgang eine schwache Strahlung beteiligt ist, die von der einen zu der anderen Zelle übertragen wird. Die Wellenlänge, die er hierfür bestimmen konnte, entsprach der von ultraviolettem Licht. Er nannte diese Erscheinung mitogenetische Strahlung (M-Strahlen). In späteren Arbeiten zeigte er, daß die Mitose von Zellen räumlich durch andere sich teilende Zellen in der Umgebung beeinflußt wird. Seine Experimente gingen von der Hypothese eines morphogenetischen Feldes aus, welches anderen bekannten Feldern in der Physik vergleichbar war, aber keinem davon entsprach. Gurwitsch war der Auffassung, daß durch weitere Untersuchungen dieses Feldphänomens, welches ausschließlich in der Biologie vorkommt, unser Verständnis von Feldern insgesamt verbessert werden könnte.

Gurwitschs M-Strahlen sind an ganz bestimmte Wellenlängen gebunden. Außerhalb dieses Wellenlängenbereichs gibt es deutliche Belege dafür, daß andere Kategorien kosmischer Strahlung (Stichwort zirkadiane Rhythmen) das Verhalten von Lebewesen beeinflussen. Die Experimente von Frank Brown an der North-Western University in Evanston, Illinois, ergaben zwar nicht unbedingt morphologische Veränderungen, aber in diese Art Rhythmen gingen offenbar sämtliche energetischen Phänomene ein, wie elektrische und magnetische Felder, kosmische Strahlen bis hin zu den Extrembereichen des elektromagnetischen Spektrums (wie Gammastrahlen). Neben einfachen Verhaltensbeeinflussungen werden auch Reproduktionszyklen durch monatliche, jährliche und andere kosmische Zyklen gesteuert.

Einen deutlichen Hinweis für direkte Einwirkungen auf Lebensprozesse liefert die Beschreibung des russischen Biologen Wladimir Voeikov von der Arbeit A.A. Koslows, in der dargestellt wird, daß ionisierende Strahlung für die Teilung von Zellen notwendig sein könnte. Gurwitschs M-Strahlen liegen im Ultraviolettbereich zwischen 3 und 100 eV. Koslow weist darauf hin, daß ein Betateilchen, wenn es in Wasser mehr als 263.000 eV erreicht, Tscherenkow-Strahlung erzeugt, welche 4-5 eV beträgt, was genau im unteren Bereich und damit im Optimum der mitoseauslösenden M-Strahlen liegt. Wenn somit ein Gammastrahl in eine Zelle eindringen und dort bei einem der Atome einen Betazerfall auslösen könnte, würden potentiell M-Strahlen entstehen und Zellteilung einleiten. Ein solches Experiment wurde meines Wissens nach noch nicht durchgeführt, aber es zeigt einen möglichen Weg auf, auf dem die Entwicklung der Biosphäre vorangetrieben werden könnte, so der Schöpfer des Universums es will.

Die M-Strahlen könnten auch noch anders erzeugt werden: durch kosmische Strahlen. Das Pierre-Auger-Observatorium in Argentinien registriert die von kosmischen Strahlen ausgelösten Kaskadenschauer auf zwei Arten. Erstens, Wassertanks sind die geeignete Umgebung, in der sich die Sekundärteilchen der Kaskadenschauer schneller als das Licht bewegen können, was die erwähnte Tscherenkow-Strahlung entstehen läßt. Es gibt allen Grund zu der Annahme, daß diese Sekundärteilchen auch in einer Zelle Tscherenkow-Ereignisse und damit M-Strahlen erzeugen. Zweitens, die Primärteilchen bewirken, daß atmosphärischer Stickstoff unterhalb der Ozonschicht ultraviolette Strahlung erzeugt, die am Boden bis zu 4 Watt erreichen kann. Dies wäre eine weitere mögliche Quelle von M-Strahlen.3

Dies beweist zwar nicht, daß die Morphogenese vom Weltall gesteuert wird, doch erhalten wir dadurch wichtige Einblicke in die Beziehung zwischen Vorgängen in weit entfernten Systemen, wie dem Krebsnebel, und dem Leben hier auf der Erde. Hier bietet sich ein weites Feld für Experimente, um in der Kategorie ultraviolette Strahlung in der Biosphäre einen Teil unseres neuen Periodensystems auszufüllen.

Fazit

Die menschliche Zivilisation steht an der Schwelle zu einem vollkommen neuen Verständnis des Universums. Es wird sehr bald deutlich sein, daß die Effekte kosmischer Strahlung auf praktisch alle Aspekte wissenschaftlicher Arbeit Einfluß nehmen werden. Aber diese Erkenntnis erfordert die Abkehr vom derzeitig vorherrschenden Positivismus in der Wissenschaft. Wir müssen zu Plancks Kontroverse mit den Positivisten zurückkehren: die menschliche Vernunft liegt nicht auf der Ebene der Sinneswahrnehmung, sondern auf einer höheren Ebene, die den Sinnen nicht zugänglich ist.

Dieses Konzept ist heute am klarsten in den Ideen von Lyndon LaRouche entwickelt, der für den Vorrang der Wissenschaft der physikalischen Ökonomie vor allen anderen Wissenschaften eintritt. Im Bereich dieser Wissenschaft wird die menschliche Erkenntniskraft als willentliches, kausales Abbild der sogenannten kosmischen Schöpfung untersucht. Im Mittelpunkt des Lehrplans eines angehenden physikalischen Ökonomen steht daher das Studium schöpferischer Prozesse im menschlichen Geist, wie sie sich in spezifischen wissenschaftliche Entdeckungen ausdrücken. Diese Prozesse hat der physikalische Ökonom im politischen Gestaltungsprozeß herauszufordern, zu unterstützen und zu verteidigen.

Deshalb lautet die erste Lektion im Kurs der physikalischen Ökonomie, daß sich durch Sinneswahrnehmung keinerlei Wissen erlangen läßt, sondern Sinneswahrnehmungen müssen auf sehr gesetzmäßige Weise als fehlerhaft erkannt werden. Wahres Wissen entsteht im menschlichen Geist, der unsere Sinne wie „Instrumente“ benutzt, deren paradoxes Nebeneinander durch schöpferisches Denken enträtselt werden muß. Auf ähnliche Weise spielt ein geübter Anwalt zwei offensichtlich lügende Zeugen in ihren Aussagen gegeneinander aus, um offenzulegen, wo die Wahrheit nicht liegt. Denn die Sinne, die für sich genommen uns nie die Wahrheit sagen, sind untauglich, um ein noch unbekanntes kausales Phänomen mathematisch vorauszusagen. Nur eine vom kreativen Wissenschaftler erzeugte Hypothese, in der die in den Sinneswahrnehmungen steckenden Fehler berücksichtigt sind, besitzt diese Vorhersagekraft.

So müssen alle zukünftigen Wissenschaftler denken, damit unser beständig wachsendes Universum einen Sinn ergibt.

Der Autor ist Mitglied der Basement-Forschungsgruppe von LaRouchePAC. Kontakt über peter.j.martinson@gmail.com.

Anmerkungen

1. Zum Beispiel könnten die Experimente, die mit dem neuen Teilchenbeschleuniger von CERN jetzt möglich sind, extrem wertvolle Daten liefern, doch wenn die Wissenschaftler diese Daten von einem positivistischen Standpunkt analysieren, werden nur entstellte Ergebnisse herauskommen.

2. Wernadskij vermutete ebenfalls, daß der Granituntergrund der Kontinente, der über den dichteren Basaltschichten liegt, welche die Ozeanböden ausmachen, auch durch lebende Prozesse entstanden ist. Erst mit einer bemannten Mission zum Mars und dem Beginn der Industrialisierung des Mondes wird sich endgültig klären lassen, ob es auf anderen Himmelskörpern überhaupt Granit gibt. Bisher wurde jedenfalls keiner gefunden. Siehe auch Rosing et al. (2006).

3. Dieser Prozeß zeigt besonders anschaulich, wie wichtig die Schaffung und Erhaltung der Erdatmosphäre ist, da sie die Fähigkeit besitzt, sehr energiereiche kosmische Strahlung in Formen zu verwandeln, die von Organismen in ihrer Morphogenese genutzt werden können.