Helga Zepp-LaRouche in China: Die Neue Seidenstraße ist die Friedensordnung für das 21. Jahrhundert
18. September 2014 •

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Von William C. Jones

Ende August und Anfang September 2014 besuchte die Präsidentin des internationalen Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, zwei Wochen lang China, wo sie an mehreren Konferenzen teilnahm, zahlreiche politische Gespräche führte und mehrere Interviews in wichtigen chinesischen Medien gab.

Zum Abschluß ihres Besuchs sprach Helga Zepp-LaRouche am 5. September in Beijing auf einer Tagung des Magazins China Investment über die Neue Seidenstraße. Ihr Vortrag über die globale strategische Bedeutung der Neuen Seidenstraße wurde von Prof. Bao Shixiu eingeleitet, der hervorhob, daß die ganze Idee von ihr und ihrem Ehemann Lyndon LaRouche stamme. China Investment ist eine Publikation der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, die als wichtigste wirtschaftspolitische Planungskommission direkt der Regierung untersteht. Die meisten Teilnehmer kamen von chinesischen Denkfabriken, die für die Realisierung der Entwicklungsperspektive des Wirtschaftsgürtels entlang der Neuen Seidenstraße verantwortlich sind. Zepp-LaRouches Vortrag setzte ein hohes Niveau für die Gespräche und wurde im Verlauf der weiteren Debatten immer wieder aufgegriffen.

Diese Konferenz war der Höhepunkt ihres Besuchs. Im Rahmen der Reise hatte sie an einer internationalen Konferenz über die Neue Seidenstraße an der Lanzhou-Universität teilgenommen, zur besten Sendezeit in einer politischen Fernsehsendung im englischsprachigen chinesischen Sender CCTV anläßlich des Jahrestages des Sieges über den Faschismus in Asien gesprochen und dem englischsprachigen Programm des Senders Radio China International ein ausführliches Interview über ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Neue Seidenstraße gegeben.

Die Konferenz an der Lanzhou-Universität

Der erste öffentliche Auftritt von Frau Zepp-LaRouche im Rahmen dieser Reise war an der Lanzhou-Universität in der nordwestlichen Provinz Gansu. Lanzhou ist die Hauptstadt dieser Provinz am Jangtsekiang und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Konferenz fand am 25. und 26. August statt.

Etwa hundert offizielle Vertreter und Experten aus 21 Ländern (u.a. aus China, Indien, Rußland, Deutschland, USA und Großbritannien) trafen sich bei der Konferenz, die gemeinsam von der Lanzhou-Universität und der China-Soong-Ling-Stiftung veranstaltet wurde. Sie umfaßte eine große Plenarsitzung und drei Foren über Kulturaustausch, regionale Kooperation und Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Universitäten. U.a. sprachen bei der Konferenz Chinas stellvertretender Erziehungsminister Du Yubo; der Vizegouverneur der Gansu-Provinz, Xian Hui; der Vizevorsitzende der China-Soong-Ching-Ling-Stiftung, Qi Mingqui; der Präsident der Lanzhou-Universität, Wang Cheng; als Vertreter der Abteilung für Internationale Wirtschaft im chinesischen Außenministerium Diao Junshu; der Präsident der Russischen Eisenbahnen, Wladimir Jakunin, Gennadi Matishow von der Russischen Akademie der Wissenschaften und viele andere. Zepp-LaRouche hielt als Vorsitzende des internationalen Schiller-Instituts im Forum über Kulturaustausch eine Rede über „Die Seidenstraße im 21. Jahrhundert als Grundpfeiler von Frieden und Ordnung“.

Wie China Daily berichtet, lag der Schwerpunkt der Konferenz auf dem „Prinzip ,gegenseitiger Verhandlungen und gemeinsamer Entwicklung’…, um die Zusammenarbeit zwischen China und anderen Ländern entlang der Seidenstraße weiter zu vertiefen“. Außerdem ging es um die große Bedeutung des Bildungsaustauschs zwischen den Ländern entlang der Seidenstraße und darum, den Bau des neuen Entwicklungsgürtels der Seidenstraße voranzubringen, indem man Erziehungsressourcen austauscht, wissenschaftliche und technische Kooperation vertieft und das Niveau von Kommunikation zwischen den beteiligten Mitarbeitern auf eine höhere Ebene bringt.

Auftritte in den chinesischen Medien

Anschließend fuhr Zepp-LaRouche weiter nach Beijing, wo sie mehrere wichtige Interviews gab, die in englischer Sprache geführt wurden.

Beim ersten dieser Interviews war Zepp-LaRouche als prominenter Gast einer Live-Diskussionsrunde in Beijing beim englischsprachigen Nachrichtensender CCTV eingeladen. Anlaß der Runde war der 69. Jahrestag des Kriegsendes im Pazifik und des Sieges über den Faschismus, den China zum Nationalen Gedenktag erklärt hat. Weitere Teilnehmer der Sendung Dialog - Ideen zählen waren Tao Wenzhao von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) und Yoichi Shimatsu, früherer Herausgeber des Japan Times Weekly, der aus Hongkong dazugeschaltet war. Das Programm erreicht eine große chinesische Zuhörerschaft und hat weltweit 80 Millionen Abonnenten.

Die Eingangsfrage an die Runde, wie die chinesisch-japanischen Beziehungen angesichts vieler immer noch tabuisierter japanischer Kriegsverbrechen verbessert werden könnten, beantwortete Zepp-LaRouche von der deutschen Erfahrung nach dem Zweiten Weltkrieg her. Voraussetzung für den Respekt der Nachbarn und das friedliche Zusammenleben in Europa sei Deutschlands volle Anerkennung der schrecklichen Nazi-Verbrechen und deren Aufarbeitung gewesen.

Als Antwort auf eine Frage über Japans Konfrontationspolitik gegenüber China stellte Zepp-LaRouche dies in den Kontext der US-Politik unter Präsident Obama, der mit dem sog. „Asienschwerpunkt“ und der neuen, gegen China gerichteten Militärdoktrin „Air Sea Battle“ eine Quelle der Instabilität in der Region geschaffen habe. Sie verwies auf Obamas Ankündigung vom April 2014, daß die USA statt einer Politik der Neutralität bezüglich territorialer Dispute zwischen Japan und China nun Japans Territorialansprüche unterstützen. Obama habe Japan auch unter Druck gesetzt, die japanische Friedensverfassung von 1945, die damals von US-General Douglas MacArthur mit entworfen wurde, neu zu interpretieren.

Zepp-LaRouche betonte, im Zeitalter thermonuklearer Waffen könnten Konflikte nicht mehr kriegerisch gelöst werden. Dies sei nicht nur ein Problem im Pazifik, sondern ein globales Problem. Die NATO kreise Rußland ein, deshalb stehe man am Rande einer potentiellen Katastrophe.

Am Ende der fast halbstündigen Sendung wurde Zepp-LaRouche nach ihrer Einschätzung der Wirtschaftspolitik der gegenwärtigen Regierung Japans („Abenomics“) sowie dem gerade beendeten Gipfeltreffen des indischen Premierministers Modi mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe gefragt. Sie unterstrich, die Hauptdynamik in der asiatisch-pazifischen Region und auch darüber hinaus sei eine andere. Diese sei geprägt von Präsident Xi Jinpings Strategie der Neuen Seidenstraße, der kürzlich unterzeichneten russisch-chinesischen Strategischen Partnerschaft, dem BRICS-Gipfeltreffen in Brasilien, den vielen damit verbundenen Abkommen mit den Staaten Lateinamerikas und anderer Kontinente, sowie die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) und die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS-Staaten als Alternative zu IWF und Weltbank.

Alle diese Entwicklungen seien sehr vielversprechend, während die gegenwärtige „Abenomics“-Wirtschaft Japan noch tiefer in das bankrotte Finanzsystem der Londoner City und der Wall Street verstrickt habe. Dieses System mit seinen „Too-big-to-fail“-Banken sei auf dem Weg in einen direkten Crash. Seit 2008 sei überhaupt nichts dagegen unternommen worden, und Japan sei zu eng mit diesen Banken verbunden, um einen solchen Crash unbeschadet überstehen zu können. Das System Chinas und der BRICS-Staaten für reale Projektfinanzierung stelle dazu eine wirkliche produktive Alternative dar, der sich bereits viele andere Nationen anschlössen.

Am nächsten Tag führte News Plus vom staatlichen Auslandssender Radio China International (CRI) in seiner englischsprachigen Sendung People in the Know ein halbstündiges „Gespräch mit Helga Zepp-LaRouche“. Schwerpunkte waren die Aktivitäten des von Zepp-LaRouche gegründeten internationalen Schiller-Instituts für die Verwirklichung der Neuen Seidenstraße, die Bedeutung und das Potential der BRICS-Aufbaupolitik, ihre Einschätzung der strategischen Zuspitzung zwischen NATO und Rußland über die Ukraine, die amerikanische Konfrontationsstrategie unter Einbeziehung Japans gegen China und die Möglichkeiten einer politischen Veränderung in den USA.

Am 9. September strahlte die Sendung Dialog von CCTV ein weiteres ausführliches Interview mit Helga Zepp-LaRouche aus. Thema waren der Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße und insbesondere die Bedeutung des kommenden Besuches von Präsident Xi Jinping in Tadschikistan und Sri Lanka. Zepp-LaRouche war zusammen mit Viktor Gao Zhikao, dem Übersetzer des früheren chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin (1993-2003), zu Gast im Studio. Interessant ist, daß das Gespräch genau am zweiten Tag des Besuches von Obamas Nationaler Sicherheitsberaterin Susan Rice in Beijing gesendet wurde.

Zepp-LaRouche erläuterte die umfassende politische Perspektive der Neuen Seidenstraße als Friedensordnung für das 21. Jahrhundert. Das Schiller-Institut habe dazu viele Konferenzen durchgeführt. Sie unterstrich die Rolle Rußlands bei dieser Politik und betonte die strategische Beziehung, die dieses Jahr beim Gipfeltreffen zwischen Präsident Xi und Präsident Putin etabliert wurde. Rußland sei zwar Opfer der Sanktionen, aber sie gehe davon aus, daß Rußland dies als Gelegenheit nutzen werde, ein eigenes Kreditsystem zu entwickeln und die Wirtschaft auf einer anderen Grundlage aufzubauen, so wie dies beispielweise im 15-Punkte-Plan von Putins Wirtschaftsberater Sergej Glasjew formuliert sei.

Das Problem des Terrorismus in der Region der künftigen Seidenstraße könne man nur durch wirtschaftliche Entwicklung lösen, sagte Frau Zepp-LaRouche. Vielen Jugendlichen, die sich sonst aus Verzweiflung dem Dschihad anschlössen, könne man so eine Perspektive für eine bessere Zukunft geben.

Sie betonte die Bedeutung der BRICS-Allianz für viele Staaten des Entwicklungssektors in Asien, Afrika und Lateinamerika. Diese erhielten damit ganz neue Möglichkeiten, Projekte zu beginnen, die sonst für sie nie erreichbar gewesen wären.

Auf die Bedeutung des Renminbi als Reserwährung angesprochen, unterstrich sie, wie wichtig es für eine Nation sei, die Kontrolle über die eigene Währung zu behalten - im Gegensatz zu dem, was in Europa vor sich geht. Die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank und die Neue Entwicklungsbank der BRICS-Nationen, die Kredite für die Realisierung der benötigten Infrastruktur bereitstellen werden, seien „Rettungsboote im kommenden Finanzsturm“. Ihr Ehemann Lyndon LaRouche habe deshalb dazu aufgerufen, eine internationale Konferenz zur Schaffung einer Neuen Wirtschaftsordnung durchzuführen.

Die Seidenstraßen-Konferenz

Am letzten Tag ihres Besuchs nahm Frau Zepp-LaRouche, die in China auch als „Seidenstraßen-Lady“ bekannt ist, dann an der schon eingangs erwähnten Konferenz über die Neue Seidenstraße in Beijing teil. Es waren zwar auch viele in China akkreditierte Diplomaten bei dieser Konferenz anwesend, aber das Schiller-Institut war die einzige ausländische Denkfabrik, die eine Rede beisteuerte.

Nach der Einführung durch Prof. Shixiu ging Zepp-LaRouche in ihrer Rede auf die Entwicklungsgeschichte der Idee der Neuen Seidenstraße ein, die Anfang der 90er Jahre nach dem Fall der Mauer geboren und in zahlreichen Konferenzen international - insbesondere 1996 in Beijing - als Friedensordnung für das 21. Jahrhundert vorgestellt worden war. Mehrere Krisen hätten in den folgenden Jahren ihre Realisierung verhindert. Aber als Chinas Präsident Xi dann 2013 bei einem Staatsbesuch in Kasachstan diese Perspektive zur erklärten Politik seines Landes machte, löste er damit eine Woge des Optimismus in vielen Ländern aus, was beispielsweise in der gestärkten Position der BRICS-Staaten zum Ausdruck komme.

Sie betonte, die Welt stehe vor einem größeren Finanzkollaps als 2008, und skizzierte dann den Ausweg, den ihr Ehemann in einem Vier-Punkte-Programm dargelegt hat: Einführung des Glass-Steagall-Trennbankensystems; Schaffung einer Nationalbank im Sinne des ersten amerikanischen Finanzministers Alexander Hamilton; hamiltonische Kreditschöpfung, die langfristige Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur ermöglicht; sowie beschleunigte Forschungsprojekte in den Bereichen Kernfusion und Raumfahrt, um unter anderem auf dem Mond Helium-3 als Kernfusionsbrennstoff zu „ernten“. Sie schloß ihre Rede mit dem Appell, die gegenwärtige Geopolitik der Konfrontation durch ein neues Paradigma zu ersetzen, das sich auf die Verwirklichung der gemeinsamen Ziele der Menschheit gründet.

Ihre Rede hob die Diskussion sofort auf ein hohes Niveau, was für viele Teilnehmer, die sie bis dahin noch nicht gekannt hatten, eine Überraschung war. Trotzdem gab es Versuche einzelner Teilnehmer, in der Diskussion wieder auf eine „geopolitische“ Sichtweise herabzusinken, aber es gelang Zepp-LaRouche mit mehreren Interventionen im Laufe der Debatte, dies wieder zurechtzurücken. Mehrere weitere Redner hoben in ihren Beiträgen hervor, wie wichtig die globale und auf die Zukunft ausgerichtete Perspektive ist, die sie in die Diskussionen eingebracht hatte. Dies betonte auch einer der zahlreichen jungen Teilnehmer der Konferenz, der sich aus dem Publikum zu Wort gemeldet hatte.

Beim anschließenden Empfang wurden die Gespräche im kleinen Kreis fortgesetzt, und Zepp-LaRouche wurde nochmals von vielen persönlich angesprochen, die sich für ihren Beitrag bedankten. Die Veranstalter waren sehr erfreut über diesen Erfolg.





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