Hin zu fernen Welten: Deutsche Raumfahrt
12. Februar 2016 •

[von Rainer Apel

Natürlich weiß jeder, daß Deutschland eine Fußballnation ist, schließlich wurde unsere Elf vor zwei Jahren in Brasilien Weltmeister. Deutschland ist aber auch eine Raumfahrtnation, und das ist Thema einer Ausstellung, die im Hermann-Oberth-Museum in Feucht bei Nürnberg am 6. Februar unter dem Titel “Helden. Unsere Elf im All“ eröffnet wurde. Elf deutsche Astronauten waren bisher im erdnahen Weltraum, und deren Missionen seit dem D2-Team im amerikanischen Spacelab im Jahre 1993 werden hier vorgestellt. Ulrich Walter, der damals dabei war und die Deutschen nach Russen und Amerikanern als dritte Weltraumnation etablierte, kam zur Eröffnung der Sonderschau nach Feucht und erzählte ein wenig aus dem Weltraumalltag, über die Forschungsarbeiten, die auf der Station durchzuführen waren, über das besondere Weltraumessen, vor allem aber unterstrich er die Bedeutung der bemannten Missionen. Die im All durchgeführten Experimente liefern außer grundsätzlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch eine ganze Reihe praktischer Anwendungen im irdischen Alltag – wie Roboterarme, die mittlerweile in der produktiven Industrie eine ebenso wichtige Rolle übernommen haben wie in der Medizin, wo die präzise arbeitende Mechanik eines solchen Arms es gestattet, Operationen am offenen Herzen vorzunehmen.

Die Anfänge der Weltraumnation Deutschland liegen mehr als ein Jahrhundert zurück: damals machte Hermann Oberth erste Experimente und stellt Berechnungen an, die danach unter Wernher von Braun in Peenemünde zum erfolgreichen Start der ersten ballistischen Rakete der Welt 1942 führten und Grundlagen legte, die später – wieder unter direkter Mitwirkung von Brauns – in den 50er Jahren in den Vereinigten Staaten weiterentwickelt wurden und 1969 zur ersten Mondlandung führten. Auch das Raumfahrtprogramm der Sowjetunion, das auf eigene russische Anfänge unter Konstantin Ziolkowski zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurückgriff, hatte eine Beteiligung deutscher Spezialisten aus dem früheren Peenemünder Projekt.

Das Herrman-Oberth-Museum in Feucht plant seine räumliche Vergrößerung, so daß endlich auch jene 90 Prozent der Briefe und Schriften aus Oberths Nachlaß, die bisher nicht öffentlich ausgestellt wurden, dem Publikum zugänglich werden. Dem Museumsmanagement mangelt es nicht an Selbstbewußtsein, es sieht sich mit den Raumfahrtmuseen in München und Washington auf Augenhöhe, und wie Oberth selbst weit über den erdnahen Raum hinausblickte, so will auch Feucht den Blick auf ferne Welten tief im Weltraum lenken. Am 25. Juni wird in Feucht wieder ein “Tag der Raumfahrt” stattfinden, zu dem 50 Experten aus zahlreichen Ländern der Welt erwartet werden. Die Sonderschau selbst ist bis zum 30. April geöffnet.

Schwerelos fliegend durchs weite All
ziehst Du planetengleich dahin,
blickst auf der Erde blauen Ball,
doch nicht dorthin lenkt Dich Dein Sinn.
Nach Sternen unerforschter Zahl,
nach fernen Welten strebst Du hin.