[Liebe Wähler,
denken Sie, daß Ideen wichtig sind? Dann ist die BüSo die richtige Partei für Sie! Denn die BüSo zeichnet sich vor allen anderen Parteien dadurch aus, daß wir die Weltgeschichte mit Ideen verändern und nicht pragmatisch mit einer Politik der kleinen Schritte versuchen, eine Weltordnung aufrecht zu erhalten, die den Ausbau von Privilegien für eine kleine Elite ermöglicht und die Mehrheit der Menschheit einer Zukunftsperspektive beraubt. Das Programm, das wir 1991 als Antwort auf die Desintegration der Sowjetunion vorgeschlagen haben, nämlich die wirtschaftliche Integration Eurasiens durch die Eurasische Landbrücke – eine Neue Seidenstraße – als Kernstück für eine neue, gerechte Weltwirtschaftsordnung, ist heute dabei, von China und weiteren 110 Nationen, also der Mehrheit der Menschheit, verwirklicht zu werden. Was wir damals als Entwurf für eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert entwickelt und in den 26 Jahren seitdem auf Hunderten von Konferenzen und Seminaren weltweit präsentiert haben, wächst seit beinahe vier Jahren, seitdem der chinesische Präsident Xi Jinping im September 2013 die Neue Seidenstraße auf die Tagesordnung gesetzt hat, mit ungeheurer Dynamik zu einem völlig neuen Modell der Weltwirtschaft.
Die Neue Seidenstraßen-Initiative umfaßt inzwischen Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte, die bereits zwanzigmal so groß sind wie der Marshallplan. Es ist das größte Aufbau-Programm in der Geschichte, bei dem die beteiligten Staaten auf der Basis einer Win-Win-Kooperation zu ihrem gegenseitigen Vorteil zusammenarbeiten. Inzwischen entstehen sechs große Infrastruktur-Korridore in Eurasien, verschiedene internationale Organisation wie Chinas Wirtschaftsgürtel-Initiative (BRI), die Eurasische Wirtschaftsunion (EAEU), die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO), die meisten mittel- und osteuropäischen Staaten, aber auch Italien, Frankreich, Spanien und Portugal integrieren sich in dieses Projekt. Mehrere lateinamerikanische Staaten orientieren sich auf die Zusammenarbeit mit der Neuen Seidenstraße, und seit China in Afrika begonnen hat, mehrere Eisenbahnlinien, wie z.B. die von Dschibuti nach Addis Abeba oder von Kenia nach Uganda und Tansania, als Anfang eines gesamtafrikanischen Eisenbahnnetzes zu bauen, haben die Menschen in Afrika zum ersten Mal die Perspektive, Armut und Unterentwicklung in absehbarer Zukunft überwinden zu können.
In fake news gefangen
Sie haben von der Neuen Seidenstraße noch nichts oder kaum etwas gehört, oder Sie denken, daß China damit nur versucht, den angloamerikanischen Imperialismus durch einen chinesischen zu ersetzen? Dann glauben Sie vielleicht auch, daß Putin die Wahl in den USA gestohlen und Trump ins Weiße Haus gehievt hat?
Vielleicht hat das etwas damit zu tun, daß die Mainstream-Medien bestimmte Themen, die der „Tina“-Politik1“There is no alternative“ = Es gibt keine Alternative (zu der Politik Merkels). widersprechen, einfach zum Tabu erklären und total ausblenden und andere Entwicklungen oder Personen mit so viel „fake news“ und Verdrehungen versehen, daß es für den durchschnittlichen Bürger extrem schwierig ist, sich ein klares Bild über die strategische Lage zu machen.
Ein typisches Beispiel für eine solche Lügengeschichte ist die „Narrative“, wie das heute auf neudeutsch heißt, daß Rußland Hillary Clinton den Wahlsieg gestohlen hätte. Wahr ist vielmehr, daß sie verloren hat, weil die Wähler ihre Politik im Interesse der Wall Street und der auf Lügen aufgebauten Interventionskriege satt hatten. Gegen diese Politik, die nur der Geldelite nützt, aber die Mehrheit der Bevölkerung benachteiligt oder sogar in Armut stürzt, ist eine weltweite Revolte im Gang, die sich im Brexit, in der Wahl Trumps, im Nein zur Verfassungsänderung in Italien, in geringer Wahlbeteiligung und einer völlig neuen strategischen Ausrichtung vieler Staaten manifestiert hat.
Mit „Rußlandgate“, als Anspielung auf die Amtsenthebung Nixons durch den Watergate- Skandal, sollte Trump davon abgehalten werden, sein Wahlversprechen einzuhalten, die Beziehung zu Rußland wieder auf eine gute Grundlage zu stellen. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß die US-Geheimdienste nicht den geringsten Beweis für Trumps angebliche Verstrickung mit Rußland vorlegen konnten, und daß der Fernsehsender CNN glatt gelogen hat – und das wissentlich, um die Einschaltquoten zu erhöhen!
Aber die Dämonisierung Putins hatte schon während der Regierungen Bush und Obama und unter den britischen Regierungen von Blair, Brown und Cameron begonnen, und sie hat dank des vorauseilenden Gehorsams der deutschen Regierungen und der Massenmedien auch das Rußlandbild vieler Menschen in Deutschland geschwärzt. Dabei hätten wir allen Grund, Rußland gegenüber dankbar zu sein.
Rußland hat der friedlichen deutschen Wiedervereinigung zugestimmt, und dies trotz des Traumas des Zweiten Weltkriegs, bei dem die Sowjetunion 27 Millionen Tote zu beklagen hatte. Statt die NATO bis an die Grenzen Rußlands auszuweiten, wie es in den Jahrzehnten nach dem Fall der Mauer geschehen ist, wäre es viel besser gewesen, Rußland in eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur einzubeziehen, anstatt es, der unipolaren Utopie zuliebe, wieder als prinzipielle Bedrohung des Westens zu dämonisieren.
Erinnern wir uns noch einmal an die Rede, die Präsident Putin 2001 vor dem deutschen Bundestag größtenteils auf deutsch gehalten hat, und die in dem Angebot gipfelte:
„Niemand bezweifelt den großen Wert der Beziehungen Europas und der Vereinigten Staaten. Doch bin ich einfach der Meinung, daß Europa sicher und langfristig den Ruf eines mächtigen und real selbständigen Mittelpunkts der Weltpolitik festigen wird, wenn Sie Ihre eigenen Möglichkeiten mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen, mit dem Wirtschafts-, Kultur- und Verteidigungspotential Rußlands vereinigen würden.“
Anstatt auf dieses Angebot einzugehen, wurden wir ein „Land ohne Gedächtnis“, wie es Helmut Kohls engster Berater, Professor Horst Teltschik nannte.
Anstatt die einmalige Chance der Deutschen zu nutzen, nicht nur die Teilung unseres Landes, sondern auch den Kalten Krieg zu überwinden, haben die nachfolgenden Regierungen nicht nur der Ausdehnung der NATO bis an die Grenzen Rußlands zugestimmt, sondern eben auch der Ostausweitung der EU.
Helmut Schmidt hatte recht, wenn er sagte, der Grundfehler, der zur Ukraine-Krise geführt habe, sei vor einem Vierteljahrhundert der Maastricht-Vertrag gewesen, worin der Grundstein für die Ostausweitung der EU gelegt wurde, „ohne jede Rücksicht auf die Geschichte“. Genau diese Rücksichtslosigkeit lag hinter dem Versuch, die Ukraine der EU anzugliedern, was der Auslöser für den Maidan-Aufstand und den nachfolgenden Nazi-Coup darstellte, den die Bevölkerung der Krim nicht akzeptieren konnte und sich dann in einer demokratisch durchgeführten Abstimmung Rußland anschloß.
Es ist offensichtlich, daß sich Finanzminister Schäuble ebenso wenig wie Hillary Clinton eingestehen will, daß die meisten der Probleme in der heutigen Welt das Resultat der eigenen neoliberalen Politik sind, und nicht die Folge der Politik Rußlands und Chinas. Anläßlich der Verleihung des Kissinger-Preises 2017 an ihn bezweifelte er, daß die Weltordnung gleichermaßen gut ausgerichtet sei, falls China und Rußland die von den USA hinterlassenen Vakua füllten und freie Hand erhielten, die Einflußsphären zu dominieren, die sie für sich definiert hätten. Schäuble projiziert hier seine eigene geopolitische Denkweise auf China und Rußland, und um die Weltordnung wäre es wesentlich besser bestellt, wenn der Westen die Angebote dieser beiden Staaten für eine neue Form der Wirtschaftskooperation vom Chinesischen Meer bis zum Atlantik akzeptierte.
Schäuble hat nur in dem einen Punkt recht, daß dies dann das Ende der liberalen Weltordnung
bedeutete, nämlich das Ende der schon von Papst Johannes Paul II. verurteilten „ungezügelten freien Marktwirtschaft“ und der Politik des Regimewechsels, die unter dem Vorwand des Exports „westlicher Werte“ rechtmäßig gewählte Regierungen durch Farbrevolutionen und Interventionskriege beseitigen will. Der russische Außenminister Lawrow hat diese „westlichen Werte“ völlig korrekt als „postchristliche“ Werte bezeichnet, bei denen Liberalität bedeute, daß alles erlaubt sei.
Afrika mit der Win-Win-Kooperation entwickeln
Wir sind heute mit vielen Herausforderungen konfrontiert, die wir nur gemeinsam mit China, Rußland, den USA, Japan, Indien und den anderen Staaten meistern können. Dazu gehört der islamistische Terrorismus, der wesentlich durch die Interventionskriege überhaupt nur ein solches Ausmaß annehmen konnte. Und dazu gehört auch die Flüchtlingskrise, die nur durch den wirtschaftlichen Aufbau Südwestasiens und Afrikas überwunden werden kann.
Natürlich hat Entwicklungsminister Gerd Müller recht, wenn er sagt, daß ohne eine Art Marshallplan für Afrika hundert Millionen Menschen und mehr vor Hunger und Krieg fliehen und ihr Leben bei dem Versuch riskieren werden, nach Europa zu kommen. Aber es ist auch klar, daß die bisherige Entwicklungshilfe – nach dem Gießkannenprinzip: ein bißchen „angepaßte“ Technologie (d.h. auf niedrigem Niveau) hier, ein wenig „nachhaltige“ Investitionen (d.h. mit geringer Energieflußdichte) dort – absolut ungeeignet war, das Problem zu lösen. Und auch ausschließlich private Investitionen, bei denen die Investoren mehr an ihre Profite denken als an die Zukunft Afrikas, werden das Ziel verfehlen.
Was Afrika wirklich braucht, ist das, was bei allen Nationen, die sich industriell entwickelt haben, immer die absolute Voraussetzung war: ein umfassendes Infrastrukturprogramm, ohne das weder Industrie noch Landwirtschaft groß werden können. In dieser Hinsicht hat China – und zu einem geringeren Grade Indien und Japan – das wichtigste getan, um die Fluchtursachen wirksam zu bekämpfen, indem vor allen Dingen China mehrere Eisenbahnlinien gebaut hat, die zu einem gesamtafrikanischen Verkehrswegenetz erweitert werden sollen, wie mein Ehemann Lyndon LaRouche und ich es bereits Mitte der 70er Jahre vorgeschlagen haben. China hat auch im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative in eine Vielzahl anderer Projekte wie Industrieparks, Wasserkraftanlagen usw. investiert und eine Reihe von Machbarkeitsstudien für Wassermanagement-Projekte, Entsalzungs- und Bewässerungsanlagen in Angriff genommen.
Können Sie sich vorstellen, was es für einen Afrikaner bedeutet, daß jetzt zum ersten Mal von einem mächtigen Land wie China der unnatürliche Zustand von Unterentwicklung, den die Kolonialmächte zurückgelassen haben, in Angriff genommen wird, daß es nun eine realistische Perspektive gibt, Hunger und Armut in absehbarer Zeit überwinden zu können?
Ich werde niemals den Ausdruck der Rührung und Hoffnung vergessen, den die Rede Präsident Xi Jinpings in den Gesichtern der afrikanischen Teilnehmer bei dem großen Belt and Road Forum im Mai in Beijing hervorgerufen hat. Diese Konferenz, bei der 29 Staats- und Regierungschefs, 110 Nationen und 1200 Delegierte teilnahmen, und an der auch ich die Ehre hatte, teilzunehmen, markierte den Beginn einer neuen Ära der Menschheit.
China hat allen Staaten dieser Welt eine Win-Win-Kooperation beim Ausbau der Wirtschaftsgürtel-Initiative, also auch joined ventures in Drittländern angeboten. Deshalb sollte Deutschland ebenso wie die anderen europäischen Nationen einfach mit China und den afrikanischen Nationen zusammenarbeiten, um den wirtschaftlichen Aufbau auf die bestmögliche Weise zu gestalten. Völlig zurückzuweisen ist hingegen die alte geopolitische Argumentation, Deutschland und Europa müßten sich mit eigenen Modellen engagieren, um Chinas Einfluß zurückzudrängen. Der Westen hatte jahrzehntelang die Gelegenheit, den afrikanischen Kontinent entwickeln zu helfen, und hat es offensichtlich nicht getan!
China und die BRICS-Staaten haben ihre neuen Banken wie die AIIB, die New Development
Bank, das Contingency Reserve Arrangement, den New Silk Road Fund, den Maritime Silk Road Fund und eine Reihe ähnlicher Institutionen ja gerade aus dem Grund geschaffen, weil IWF und Weltbank jahrzehntelang bei weitem zu wenige Kredite für Infrastrukturinvestitionen zur Verfügung gestellt und diese noch mit den berüchtigten Konditionalitäten versehen haben, die wirkliche Entwicklung verhinderten.
In letzter Zeit hat die EU nicht zuletzt in der Flüchtlingskrise enorm an internationalem Ansehen verloren, und sie ist schon lange kein Vorbild mehr für andere regionale Staatengruppen. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex ist vorwiegend damit beschäftigt, Strategien zur Abwehr irregulärer Einwanderung zu entwickeln und umzusetzen, es werden Millionen in Methoden investiert, durch hermetisch überwachte EU-Außengrenzen einen „Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ zu erzeugen. Aber es ist offensichtlich: je dichter die Grenzen werden, je effektiver sie mit Technik und Personen geschützt werden, um so höher ist die Zahl der Migranten, die die Fahrt über das Mittelmeer oder andere Wege nicht überleben. Neben den vielen Tausenden, die pro Jahr offiziell ums Leben kommen, weiß niemand, wie viele Menschen auf der Flucht ertrunken oder in Booten verdurstet sind, weil sie nie erfaßt wurden. Aber auch in den von der EU mit Anrainerstaaten vereinbarten Auffanglagern sind die Flüchtlinge und Migranten meist katastrophal unterversorgt und eingepfercht, ein Zustand, den Papst Franziskus zurecht mit Konzentrationslagern verglichen hat. Die von Europa so selbstherrlich in alleinigen Besitz genommenen „westlichen Werte“, wie Menschenrechte und Selbstbestimmung, sind bei der Flüchtlings- und Migranten-Frage längst unter die Räder gekommen.
Die Geopolitik beenden
Anstatt nun noch zusätzlich über den Aufbau einer Europäischen Armee in Konkurrenz zur NATO nachzudenken, die die ganze Schieflage des Denkens verdeutlicht, mit der das neoliberale Establishment versucht, angesichts des neuen Paradigmas einer Win-Win-Kooperation von immer mehr Nationen dieser Welt an geopolitischen Positionen festzuhalten, brauchen wir eine völlig neue Sicht der Dinge.
In der Geschichte der Menschheit ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir eine neue Stufe in unserer Entwicklung erreichen müssen, oder wir laufen Gefahr, uns in einem dritten – diesmal thermonuklearen – Weltkrieg selbst auszulöschen. Wenn wir an der Geopolitik festhalten, d.h. der Vorstellung, daß eine Nation oder eine Gruppe von Nationen das Recht hat, ihre Interessen notfalls auch mit militärischen Mitteln gegen eine andere Nation oder Gruppe von Nationen durchzusetzen, ist ein solcher Krieg eher wahrscheinlich.
Wir müssen die Geopolitik durch eine Politik der gemeinsamen Ziele der Menschheit ersetzen. Diese Ziele leiten sich aus der Natur des Menschen ab. Der Mensch ist das einzig bekannte Lebewesen, das mit kreativer Vernunft begabt ist, die es ihm immer wieder ermöglicht, durch wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt sein Wissen über die Gesetze des Universums, von dem wir ein Teil sind, zu vermehren. Dieser Fortschritt erlaubt es uns, unsere Lebensgrundlagen immer wieder neu zu definieren, die Lebensbedingungen und die Lebenserwartung für alle Menschen auf diesem Planeten zu verbessern.
Damit sich das in jedem Menschen angelegte Potential voll entfalten kann, müssen sich die Staaten auf ein völlig neues Modell der Beziehungen untereinander einigen. Dazu gehört, daß das Interesse der einen Menschheit vor das Interesse der Nationen gesetzt wird.
Der erste große Denker, der auf diese Weise gedacht hat, war Nikolaus von Kues, der Begründer der modernen Wissenschaften und der Idee des repräsentativen Nationalstaates. Er demonstrierte mit seiner Philosophie des Ineinsfallens der Gegensätze, der Coincidentia Oppositorum, daß das Eine eine höhere Macht darstellt als das das Viele. Übereinstimmung, Konkordanz, kann es im Makrokosmos nur geben, wenn sich alle Mikrokosmen auf die bestmögliche Weise entwickeln und es als ihr ureigenstes Interesse betrachten, daß sich alle anderen Mikrokosmen ebenfalls auf optimale Weisen entfalten. Dieses Prinzip gilt auch für die Menschheit als Ganze und das Zusammenleben der Nationen.
Nikolaus von Kues hatte bereits im 15. Jahrhundert erkannt, daß sich die verschiedenen Nationen und Kulturen nur deshalb untereinander verständigen können, weil sie alle Wissenschaftler und Künstler hervorgebracht haben, die ungeachtet ihrer sprachlichen und traditionellen Unterschiede den Wahrheitsgehalt universeller Prinzipien erkennen und kommunizieren können.
Wir sehen heute, wie die Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS über alle nationalen Schranken zusammenarbeiten und immer wieder berichten, daß der Blick von der ISS auf die Erde die Idee der einen Menschheit deutlich hervortreten läßt. Wir müssen also die Zusammenarbeit zwischen den Nationen auf die gleiche Weise organisieren wie die Wissenschaftler, die ihre Entdeckungen über universelle Prinzipien mit dem Ziel des Fortschritts der Erkenntnis austauschen, oder wie die Astronauten, die gemeinsam in die Geheimnisse des Universums eindringen, oder wie die internationalen Mitglieder eines klassischen Orchesters, die ein Werk gemäß der Intention des Komponisten lebendig werden lassen. Wir müssen die Beziehungen zwischen den Nationen von der Vision her bestimmen, wie die Menschheit in hundert oder tausend Jahren zusammenleben soll.
Für ein neues Paradigma
Dies ist offensichtlich nicht der Blickwinkel des heute üblichen Bundestagsabgeordneten, dessen höchstes Ziel der Erhalt seines Mandats für weitere vier Jahre ist, aber es ist der Geist der Neuen Seidenstraße, der bereits das Denken vieler Repräsentanten der Staaten bestimmt, die bei der Wirtschaftsgürtel-Initiative kooperieren. Präsident Xi Jinping spricht von einer Gemeinschaft für die eine Zukunft der Menschheit. Präsident Putin betont die Notwendigkeit eines neuen Paradigmas, einer völlig neuen Philosophie für den Bau der Beziehungen zwischen den Nationen. Der chinesische Außenminister Wang Yi unterstreicht, daß die Neue Seidenstraße kein chinesisches Solo ist, sondern einer Sinfonie gleicht, bei der alle Nationen wie in einem großen Orchester zusammenspielen.
Spätestens seit dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok und dem G20-Gipfel in Hangzhou 2016 wachsen ohnehin die Wirtschaftsräume der verschiedenen Institutionen zusammen: die Wirtschaftsgürtel-Initiative integriert sich mit der Eurasischen Wirtschaftsunion, die wiederum mit ASEAN und der Shanghai Cooperation Organisation zusammenwachsen, die allesamt ihre Beziehungen zu den lateinamerikanischen Organisationen UNASUR und MERCOSUR sowie zur Afrikanischen Union intensivieren.
Es wäre im Interesse von ganz Europa und Asiens, wieder an dem Punkt anzuknüpfen, an dem die Entwicklung nach dem Ende der Sowjetunion eine falsche Richtung genommen hatte, und ganz Eurasien, vom Atlantik bis zum Pazifik zu einer integrierten Wirtschaftsregion zu vereinen. Und anstatt neben der NATO noch eine Europäische Armee aufzubauen und einen selbstmörderischen Rüstungswettlauf mit Rußland und China zu eskalieren, sollten wir die Kooperation beim Ausbau der Neuen Seidenstraße, die zur Weltlandbrücke wird, als Basis für eine neue internationale Sicherheitsarchitektur betrachten, die die Sicherheitsinteressen eines jeden Staates berücksichtigt. Nur so ist eine wirkliche Friedensordnung möglich.
Für einen Dialog der Kulturen
Zu der wirtschaftlichen Kooperation zum gegenseitigen Vorteil aller beteiligten Staaten muß noch eine kulturelle und geistige Dimension hinzukommen: Wir brauchen einen Dialog der Kulturen, der die Hochphasen einer jeden Kultur aktualisiert und der übrigen Welt bekannt macht.
Die Deutschen waren zwar bis vor einigen Jahren die sogenannten Reiseweltmeister, ein Rang, den uns China inzwischen abgelaufen hat, aber beim Wissen der meisten Deutschen über die besten Perioden der Nationen und Kulturen dieser Welt besteht noch viel Raum für Verbesserung. Das hat offensichtlich sehr viel damit zu tun, daß wir auch unsere eigene beste kulturelle Geschichtsphase, nämlich die deutsche Klassik, nicht wirklich für alle Generationen lebendig halten.
Dafür gibt es viele Gründe, von der Kampagne des „Kongresses für Kulturelle Freiheit“ – einer CIA-finanzierten Institution, deren Aufgabe es nach 1945 u.a. war, die Deutschen von ihren kulturellen Wurzeln abzuschneiden – über die Globalisierung der angloamerikanischen Popmusik bis zur absoluten Freizügigkeit der „postchristlichen“ Werte. Es ist aber völlig unsinnig, von einer deutschen „Leitkultur“ zu sprechen, an der sich ausländische Bürger orientieren sollen, wenn man damit solch triviale Dinge wie Händeschütteln, das Zeigen des eigenen Gesichts ohne Verschleierung und das Nennen seines eigenen Namens meint.
Wir haben in Deutschland das große Glück, eine sehr reiche klassische Kultur hervorgebracht zu haben, die sich z.B. in der Bildhauerei von Riemenschneider, den Bildern von Dürer, der Dichtung von Lessing bis zu Schiller, Goethe und Mörike, der Musik von Bach über Beethoven, Schubert, Schumann bis Brahms zeigt, um nur einige zu nennen, und viele dieser Werke sind längst zum Weltkulturerbe geworden. Aber es ist eine traurige Tatsache, daß vielen Bevölkerungsschichten und vor allem vielen jüngeren Menschen der Zugang zu diesen klassischen Werken verstellt ist.
Die Lage in Italien ist ganz ähnlich. 85% der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Kunstwerke befinden sich in Italien, aber der italienische Staat hat unter dem gegenwärtigen Austeritäts-Regime der EU nicht die Mittel, sie zu erhalten. Der Geist Dantes, Petrarcas, Leonardo da Vincis, Brunelleschis ist lebendig, aber die italienischen Zeitgenossen leben derzeit nicht diesen Geist der italienischen Renaissance.
In Frankreich sind der erhabene Geist der Johanna von Orleans, die Reformen Ludwigs XI., der umwerfende Humor des François Rabelais, die zukunftsweisenden Gedanken der École Polytechnique noch im Bewußtsein der Franzosen, aber sie sind ebenso vom Zeitgeist des Destruktivismus des Derrida befallen wie die Deutschen vom Kulturpessimismus. Ähnlich ist es mit den anderen Hochkulturen Europas.
In China ist es anders. Besonders seit der Amtszeit Xi Jinpings ist die ganze chinesische Gesellschaft angeregt, sich mit dem Studium des Konfuzianismus zu beschäftigen, der die chinesische Gesellschaft – mit einer kurzen Unterbrechung während der Kulturrevolution – seit rund 2500 Jahren geprägt hat. Die damit verbundene Idee der ästhetischen Erziehung des Menschen durch die klassische Musik und Poesie ist unserer eigenen Tradition von Friedrich Schiller und dem Humboldtschen Erziehungsideal des schönen Charakters viel näher als die Häßlichkeit der bei uns dominierenden modernen Popkultur. Der Unterschied besteht darin, daß die Tradition des Konfuzianismus lebendig ist, während wir in Deutschland und den anderen europäischen Nationen unsere beste Kultur erst wiederbeleben müssen.
Die BüSo organisiert seit langem nicht nur Veranstaltungen zur Neuen Seidenstraße, um der Bevölkerung die damit verbundenen Möglichkeiten bekannt zu machen, sondern wir verbinden dies auch immer mit Konzerten und Rezitationen, bei denen klassische Werke aus den verschiedenen Kulturen aufgeführt werden. Wenn die Menschen die Schönheit der ihnen oftmals bis dahin unbekannten Musik oder Poesie entdecken, geschieht immer das, was Schiller so wunderbar in seinen „Ästhetischen Briefen“ beschrieben hat: Der Weg zum Verstand wird durch das Herz geöffnet – alle Vorurteile, die aus Unwissenheit gegenüber fremden Kulturen rühren, schwinden, und aus der Kenntnis entsteht die Liebe zur Schönheit des neu entdeckten Kunstwerks.
Wir haben allen Grund, für unsere Zukunft optimistisch zu sein. Zum Glück ist das, was Ihnen Tagesthemen, Heute-Journal, Bild und FAZ als die wichtigen Themen vorgaukeln, keineswegs die ganze Realität dessen, was in der Welt heute vor sich geht.
Wenn Sie auch überzeugt sind, daß die Welt dringend verbessert werden muß, und daß es in einer Zeit der fundamentalen Veränderungen auf Ideen ankommt, mit denen eine menschlichere Zukunft gestaltet werden kann, dann gibt es für Sie nur eine einzige Partei: die Bürgerrechtsbewegung Solidarität!
Ihre Helga Zepp-LaRouche
Bundesvorsitzende der Bürgerrechtsbewegung Solidarität
Juni 2017
Anmerkungen
AKTUELLES ZUM THEMA
Artikel
Artikel von Zepp-LaRouche
VIDEOS ZUM THEMA
EMPFEHLUNGEN
Min
Artikel von Zepp-LaRouche
Artikel von Zepp-LaRouche